Manchmal wirkt es so, als ob Google winzige Stellschrauben dreht, die in Wahrheit aber ziemlich große Auswirkungen haben können. Genau so ein Fall ist mit der Anpassung der YMYL-Richtlinien passiert: Informationen rund um Wahlen, Abstimmungen und staatsbürgerliche Abläufe fallen jetzt eindeutig unter diese sensible Kategorie. Wenn du Inhalte zu diesem Themenbereich veröffentlichst, gilt für dich nun ein höherer Maßstab, was Genauigkeit, Quellenlage und Aktualität betrifft.
Die Erweiterung der YMYL-Definition
Früher sprach Google bei YMYL-Themen (Your Money or Your Life) eher allgemein von Bereichen, die das Leben oder die Sicherheit von Menschen betreffen. Jetzt hat das Unternehmen nachgeschärft: Unter „YMYL Government, Civics & Society“ werden explizit auch Wahlen, Abstimmungen und Verwaltungsprozesse aufgeführt. Damit ist unmissverständlich klar, dass hier dieselben hohen Anforderungen gelten wie schon bei Medizin oder Finanzen.
Google hat in seinem Änderungsprotokoll drei Kernpunkte genannt: Die Definitionen wurden präziser gefasst, es gibt zusätzliche Beispiele und kleinere Textkorrekturen. Kurz gesagt: alles wurde noch schärfer umrissen, damit es weniger Interpretationsspielraum gibt.
Warum diese Anpassung konsequent ist
Du musst dir überlegen, was auf dem Spiel steht: Wahlbeteiligung, Informationen zu Kandidaten oder Fristen – ein kleiner Fehler auf einer solchen Seite kann echte Konsequenzen im Leben von Menschen haben. Das ist genau der Kern von YMYL: Es geht um Inhalte, bei denen Fehlinformationen enormen Schaden anrichten können.
Aus meiner Sicht kommt dieser Schritt nicht überraschend. Schon länger beobachtet man, dass Google bei allem, was mit legitimen Informationen rund um Politik und Gesellschaft zu tun hat, vorsichtiger agiert. Misinformation und Fake News haben in den letzten Jahren viel Vertrauen gekostet. Diese Richtlinien sind ein Werkzeug, dagegen anzusteuern.
Ein kurzer Rückblick: Was zählt zu YMYL?
Vielleicht erinnerst du dich: YMYL ist in vier grobe Bereiche aufgeteilt:
- Gesundheit & Sicherheit (z. B. medizinische Inhalte, Katastrophenschutz)
- Finanzielle Sicherheit (Banking, Kredite, Investments)
- Regierung, Zivilgesellschaft & Gesellschaft (nun auch mit Wahlen und Abstimmungen)
- Sonstiges, also Themen, die gravierende gesellschaftliche Bedeutung haben können, auch wenn sie nicht sauber in die obigen Felder passen
Qualitätsprüfer*innen beurteilen anhand dieser Kriterien Suchergebnisse. Wichtig ist: Sie bestimmen nicht direkt das Ranking einzelner Seiten. Aber ihre Bewertungen helfen Google, die Systeme insgesamt zu trainieren und so langfristig die Qualität zu erhöhen.
Was bedeutet das für dich konkret?
Falls du Inhalte zu staatlichen Prozessen veröffentlichst – seien es Wahltermine, Registrierungsfristen oder die Vorstellung von Kandidaten – dann gelten für dich dieselben Spielregeln wie für Ärzte oder Banken im YMYL-Kontext. Also: höchste Genauigkeit, klar belegte Quellen und erkennbare Expertise.
Ein Beispiel: Wenn du eine Seite über Wahllokale in deiner Stadt betreibst, reicht es nicht, eine Karte von 2020 eingebunden zu haben. Du müsstest zeigen, dass deine Daten aktuell sind, idealerweise belegt durch eine offizielle Quelle. Und wenn das nächste Mal Termine verschoben werden, solltest du das dokumentieren. So erfüllst du Google’s Anspruch an „Freshness“.
Ebenso wichtig: Zeige, wer hinter deiner Seite steht. Eine trockene Auflistung ohne Autorenschaft sorgt eher für Skepsis. Wenn dagegen der Name einer Journalistin mit nachweislicher Erfahrung im Politik-Ressort erscheint, baut das Vertrauen auf – auch für Google.
Der Stellenwert von Reputation
Die überarbeiteten Richtlinien betonen, wie wichtig Rufsignale sind. Damit ist nicht gemeint, wer am meisten Traffic hat, sondern ob unabhängige Stellen die Arbeit als seriös einschätzen. Ein Link von einer anerkannten Behörde, Zitate in seriösen Medien oder eine Einordnung durch Fachleute zählen hier mehr als jede Klickzahl.
Wie kannst du dich vorbereiten?
Aus meiner Erfahrung mit Kundenprojekten lohnen sich drei konkrete Schritte:
- Audit der bestehenden Inhalte: Prüfe alles durch – sind Daten noch korrekt, sind Quellen angegeben, stimmt der Kontext?
- Sichtbarkeit der Autoren: Bau kurze Bios ein, idealerweise mit Hintergrundinfos oder Links zu professionellen Profilen.
- Update-Struktur: Gerade bei Wahlterminen oder wechselnden Zuständigkeiten solltest du aufzeichnen, wann Inhalte aktualisiert wurden. Ein kleines „Zuletzt überprüft am …“ erzeugt Vertrauen.
Natürlich ist sowas Aufwand, aber langfristig schützt es dich. Denn stell dir vor, deine Seite taucht bei einer wichtigen Suche auf, enthält aber falsche Infos – das wäre fatal, nicht nur für Nutzer, sondern auch für deine Sichtbarkeit.
Ein Blick nach vorne
Die neuen Guidelines sind fast 200 Seiten stark und seit Januar die erste große Überarbeitung. Ich erwarte, dass Google in den nächsten Monaten weiter nachlegt – eher feinere Justierungen, zusätzliche Beispiele oder noch genauere Vorgaben, wie Rater Inhalte einschätzen sollen.
Wenn du jetzt schon deine Hausaufgaben machst, stehst du nicht nur besser da, was Google betrifft, sondern tust auch deiner Leserschaft einen Gefallen. Denn am Ende wollen Menschen, die solche Informationen suchen, einfach eine sichere Antwort – und genau darauf läuft alles hinaus.
Mein Fazit
Ich sehe diese Anpassung nicht als Schikane, sondern als logischen Schritt in einer Zeit, in der Vertrauen in Informationen ständig auf dem Prüfstand steht. Google signalisiert: Staatsbürgerliche und politische Inhalte sind nicht nur irgendein Content, sondern hochsensible Informationen. Und für dich bedeutet das: Sorgfalt, Nachweise, klare Expertise. Es ist ein höherer Standard, ja – aber einer, von dem langfristig alle profitieren.














