Strategische Überprüfung – das fehlende Element, das viele SEO-Kampagnen scheitern lässt
Wenn du schon länger im SEO arbeitest, wird dir das bekannt vorkommen: Zu Beginn ist alles klar. Es gibt ein Audit, eine Strategie, eine Roadmap – und dann geht’s in den Tunnel der Umsetzung. Nach ein paar Monaten sind alle beschäftigt mit Content, Backlinks, technischen Optimierungen. Und irgendwann merkst du: Wir machen zwar viel, aber irgendwie fühlt es sich nach Routine an. Kein echter Fortschritt, keine frische Perspektive. Und genau da liegt der Hund begraben – es fehlt die strategische Überprüfung.
SEO ist ein Marathon, kein Sprint. Das Problem daran: Je länger man läuft, desto leichter verliert man die Richtung. Man fängt an, Dinge zu tun, ohne noch einmal grundlegend zu prüfen, ob sie noch die richtigen sind. Was am Anfang als präzise geplante Strategie begann, wird mit der Zeit zu einer Checkliste. Und wenn du nicht regelmäßig innehältst, läufst du Gefahr, Energie in Dinge zu stecken, die heute gar keinen echten Effekt mehr haben.
Warum viele Teams die Strategiephase einfach überspringen
Ich sehe das ständig – in Agenturen, bei Inhouse-Teams, selbst bei erfahrenen SEO-Managern. Sobald das operative Geschäft losgeht, verschwindet die Strategie vom Tisch. Einer der Hauptgründe: Druck. Jeder will Ergebnisse sehen. Klicks, Rankings, Conversions. Und zwar schnell. Also wird gehandelt, umgesetzt, produziert – und hinterher geprüft, ob etwas passiert. Klingt effizient, ist aber trügerisch.
SEO hat eine verzögerte Wirkung. Was du heute tust, trägt oft erst in Monaten Früchte. In dieser Zwischenzeit orientieren sich viele Teams nur noch an Aktivität: „Wir haben XY Seiten optimiert, Z Backlinks aufgebaut.“ Doch das sind keine Indikatoren für Erfolg, sondern Beschäftigungstherapie, wenn keine strategische Kontrolle existiert. Noch stärker ist der Effekt, wenn eine Agentur involviert ist. Da wird zwangsläufig viel Wert auf Deliverables gelegt – also Dinge, die man dem Kunden zeigen kann. Eine tiefere strategische Diskussion fällt da gern hinten runter.
Und dann ist da die menschliche Komponente: Kaum jemand fühlt sich verantwortlich für das große Ganze. Jeder bearbeitet „seinen“ Teilbereich. Aber wer hält inne und fragt: Tun wir noch das Richtige? Passen die Maßnahmen noch zu unseren Zielen? Genau das ist die Aufgabe der strategischen Überprüfung.
Was passiert, wenn du die strategische Ebene vernachlässigst
Wenn du monatelang nur ausführst, ohne zu reflektieren, driftet dein SEO-Projekt irgendwann vom Kurs ab. Du optimierst Inhalte, die keinen Beitrag mehr zu deiner echten Zielgruppe leisten. Du verfolgst Keywords, die zwar Traffic bringen, aber keinen Umsatz. Du strukturierst Seiten nach alten Ranking-Paradigmen, während Google längst neue Mechanismen bevorzugt. Kurz gesagt: Du wirst effizient in der falschen Richtung.
Hinzu kommt: Wenn SEO zu stark in Silos organisiert ist – Content macht sein eigenes Ding, Technik macht seins – gehen die Synergien verloren. In einem gesunden Setup müssen Teams miteinander denken. SEO liefert Insights über Nutzerbedürfnisse, die dem Content-Team helfen können. Oder Insights aus Supportanfragen könnten neue Keywordmuster aufdecken. Ohne strategische Überprüfung passiert das alles nicht – jeder bleibt in seiner Blase.
Dabei wird der Markt immer dynamischer: KI-Suchergebnisse, sich verändernde SERP-Layouts, neue Rankingfaktoren, Nutzersignale. Die Halbwertszeit einer SEO-Taktik ist kürzer denn je. Wenn du deine Strategie nicht regelmäßig überdenkst, arbeitest du mit überholten Annahmen über deine Zielgruppe und ihren Suchkontext.
Wie du Strategie wieder in dein SEO zurückbringst
1. Finde deinen Rhythmus
Ein strategischer Review muss fix im Kalender stehen. Ob monatlich, quartalsweise oder halbjährlich hängt von der Größe deines Projekts ab. Wichtig ist nur: Er findet statt – regelmäßig, verbindlich, dokumentiert. In meinem eigenen Team haben wir den Begriff „SEO-Sprint-Retrospektive“ übernommen. Das ist angelehnt an agile Methoden, nur eben für SEO. Nach jedem Sprint analysieren wir: Was hat funktioniert, was nicht, und was bedeutet das für unsere langfristigen Ziele.
Du kannst das simpel halten: Ein Meeting von zwei Stunden, alle relevanten Stakeholder an Bord – Inhouse, Redaktion, ggf. Agentur. Und dann ehrlich reflektieren: Wo stehen wir? Welche Hypothesen haben sich bestätigt, welche widerlegt? Diese Reflexion klingt banal, bringt aber eine erstaunliche Klarheit zurück.
2. Frag die richtigen Dinge
Eine gute Überprüfung ist mehr als ein Reporting. Statt Zahlen runterzuleiern, stellst du Fragen, die zum Nachdenken zwingen:
- Sind unsere Ziele noch die richtigen?
- Stimmen sie mit dem übergeordneten Unternehmensziel überein?
- Was messen wir eigentlich – und sagt es wirklich etwas über Erfolg aus?
- Welche Maßnahmen hatten die größte Wirkung (und warum)?
- Welche Taktiken laufen ins Leere?
- Welche externen Faktoren oder Trends müssen wir neu einbeziehen?
Je nachdem, wie ehrlich und offen diese Gespräche geführt werden, kann das den entscheidenden Unterschied zwischen Stagnation und Fortschritt markieren.
3. Lass andere Perspektiven zu
SEO betrifft mehr Abteilungen, als man denkt. UX, Produktentwicklung, Content, Brand, manchmal sogar Kundenservice. Wenn du strategische Überprüfungen isoliert durchführst, fehlt dir die Außenansicht. Ich habe zum Beispiel große Fortschritte gesehen, wenn Entwickler oder Produktmanager in Review-Meetings saßen. Plötzlich kamen Ideen auf, die dein typisches SEO-Denken sprengen – und genau das brauchst du, um aus der Routine auszubrechen.
Ein Beispiel aus meiner Erfahrung: In einem E-Commerce-Projekt kam durch das Feedback der Produktabteilung heraus, dass die Suchintention hinter bestimmten Keywords gar nicht „kaufbereit“ war, sondern informativ. Anstatt weiter Produktseiten dafür zu optimieren, haben wir Content-Hubs gebaut – und damit nicht nur Rankings verbessert, sondern auch Vertrauen in der Zielgruppe geschaffen. Das wäre ohne strategische Betrachtung nie aufgefallen.
4. Halte den Prozess schlank, aber beständig
Ich bin kein Freund davon, jedes Review zu einem bürokratischen Ritual aufzublähen. Was zählt, ist die Konsistenz. Lieber eine pragmatische, leichtgewichtige Struktur, die du regelmäßig durchziehst, als eine theoretisch perfekte, die niemand anwendet. Ein einfaches Schema kann schon reichen:
- Was sollten wir starten – neue Ideen und Chancen
- Was sollten wir stoppen – Maßnahmen ohne erkennbaren Effekt
- Was sollten wir fortsetzen – erfolgreiche Aktivitäten
Diese Struktur ist simpel, aber sie zwingt dich, bewusst zu handeln statt reflexartig weiterzumachen. Nach ein paar Runden dieser Routine merkst du, wie stark sie dein Denken verändert – du beginnst, SEO wieder als strategischen Prozess und nicht als To-do-Liste zu begreifen.
5. Mach aus Erkenntnissen echte Aktionen
Ein häufiger Fehler: Nach dem Review werden schöne Folien erstellt – und dann passiert nichts. Der wahre Wert ergibt sich erst, wenn du die Erkenntnisse ins operative Handeln übersetzt. Passe dein Keywordset an, verändere Prioritäten in deiner Contentplanung, überarbeite Prozesse. Wenn du eine Agentur hast, verknüpfe Review-Ergebnisse direkt mit dem nächsten Sprint-Briefing. So gibst du deinen Teams Klarheit und vermeidest Dopplerarbeit.
Ein Beispiel aus der Praxis
Bei einem meiner früheren Kunden, einem Finanzunternehmen, lief die SEO-Abteilung über Jahre in einer Art „Katalog-Modus“. Monatlich wurden Optimierungen abgearbeitet, Berichte verschickt, kleine technische Aufgaben erledigt. Die Rankings stagnierten, obwohl die Aktivität hoch war. Erst nach einem strukturierten Review kam heraus: Die Inhalte trafen zwar Suchanfragen, aber nicht die tatsächlichen Nutzungsabsichten. Zu viele Seiten rankten zu generischen Begriffen ohne Conversion-Chance – reine Luftnummern.
Nach einer Neuausrichtung wurde das Content-Portfolio nach Customer-Journey-Phasen strukturiert, organische Themen mit PPC-Daten abgeglichen und die interne Verlinkung an echte Funnel-Bewegungen angepasst. Innerhalb von vier Monaten kletterten die qualifizierten Conversions, nicht nur die Klickzahlen. Das war keine Magie, sondern das Ergebnis eines ehrlichen Reality-Checks.
Wie oft ist oft genug?
Ich persönlich halte einen vierteljährlichen Rhythm














