Markensichtbarkeit im Zeitalter der KI‑Suche – wie du im neuen Suchumfeld sichtbar bleibst
Die Suchwelt verändert sich gerade radikal. Künstliche Intelligenz schreibt Suchergebnisse neu – und damit auch die Regeln, nach denen Marken gefunden werden. Was früher mit klassischen SEO‑Kennzahlen messbar war, gilt nicht mehr in gleichem Maß. Wenn du bisher an Klicks, Rankings und CTR gedacht hast, musst du umdenken.
Einer der spannendsten Trends der letzten Jahre ist der Aufstieg der sogenannten AI Overviews (AIOs): automatisch erzeugte Antwortblöcke in Google, die ganze Themen in einem generativen Absatz zusammenfassen. Was einerseits komfortabel für den Nutzer scheint, ist aus Unternehmenssicht eine Herausforderung – weil viele dieser Impressionen keine Klicks mehr bringen.
Ich versuche dir hier die wichtigsten Erkenntnisse aus der aktuellen SEO‑Forschung zusammenzufassen – in etwa so, wie ich sie einem Kunden in einem Strategiegespräch schildern würde.
Der Bruch zwischen Impressionen und Klicks
Vielleicht hast du es in deinen eigenen Search‑Console‑Daten schon bemerkt: Die Anzeigen von Impressionen steigen, während Klicks zurückgehen.
Diese Divergenz – oft als „Great Decoupling“ bezeichnet – ist kein Messfehler, sondern eine direkte Folge der neuen KI‑Module in der Google‑Suche.
Wenn eine Suchmaschine Antworten gleich auf der Ergebnisseite präsentiert, bleibt der Nutzer dort. Das System zählt eine Impression, aber kein Klicksignal.
Das bedeutet: Auch wenn deine Marke nach wie vor prominent angezeigt wird, wandeln sich viele dieser Sichtkontakte nicht mehr in Besuche oder Conversions.
Aus meiner Erfahrung versuchen viele Marketer zuerst, dieses neue Verhalten mit aggressiveren Meta‑Tags oder auffälligeren Titles zu bekämpfen. Aber das greift zu kurz. Hier geht es nicht mehr um CTR‑Optimierung, sondern darum, in einer zunehmend Zero‑Click‑Welt „präsent zu sein“ – und zwar so, dass deine Marke im Kopf bleibt, auch wenn niemand mehr klickt.
Wie Position 1 neu definiert wird
Früher war Platz 1 = Sieg. Heute gilt das nur noch bedingt.
Analysen zeigen, dass knapp 20 % der bisherigen Position‑1‑Ergebnisse inzwischen durch KI‑Übersichten ersetzt wurden. Bei rein informativen Suchen – etwa „Wie funktioniert Link‑Building?“ – ist der Rückgang noch deutlicher.
Der klassische blaue Link steht plötzlich unterhalb des KI‑Panels.
Zudem verschiebt sich die Aufmerksamkeit der Nutzer: Statt auf ein konkretes Ergebnis zu klicken, lesen sie die generierte Antwort, die meist aus mehreren Quellen gespeist wird.
Was bedeutet das für dich?
Erstens: Du kannst Position 1 verlieren, ohne dass dein Ranking offiziell fällt.
Zweitens: Der Begriff „Ranking“ braucht eine neue Definition – eine, die Sichtbarkeit in generativen Zusammenfassungen berücksichtigt.
Ich rate dazu, Analyse‑Dashboards um solche AIO‑Daten zu erweitern – zum Beispiel indem man vergleicht, welche Keywords KI‑Panels auslösen und ob der eigene Brandname dort erwähnt wird.
Was derzeit noch stabil funktioniert
Trotz allem gibt es Bereiche, die relativ stabil bleiben – zum Beispiel lokale Suchergebnisse.
Lokale Pakete (Maps, Bewertungen, Öffnungszeiten) werden zwar optisch erweitert, beruhen aber weiterhin auf denselben Datenquellen.
Wenn du also ein lokales Geschäft oder ein Filialnetz betreibst, investiere weiterhin in Google Business Profile, lokale Backlinks und akkurate NAP‑Daten.
AI‑Funktionen greifen zwar manchmal darauf zu, ersetzen sie aber nicht.
Außerdem scheint kommerzieller Suchtraffic – alles mit klarer Kaufabsicht – im Moment weniger stark betroffen. Google experimentiert dort zurückhaltender mit KI‑Antworten, weil Klicks auf Shopping‑ und Partner‑Links für das Unternehmen selbst relevant bleiben.
Kurz gesagt: Informationsanfragen werden generativ beantwortet, Kaufanfragen weiterhin geleitet. Wenn du beides unterscheidest, kannst du deine Content‑Strategie gezielt anpassen.
Warum „AI Mode“ kein Such‑Ersatz ist – noch nicht
Vielleicht hast du das neue AI Mode‑Feature ausprobiert, das Google in einigen Märkten testet. Es sieht aus wie ChatGPT, funktioniert ähnlich – doch die Daten zeigen: Die Nutzung bleibt gering.
Viele User spielen kurz damit, kehren dann aber zur klassischen Suche zurück. Der Reason ist simpel: Generative Antworten eignen sich hervorragend für Ideen‑ oder Recherchefragen, nicht jedoch für „echte“ Handlungsintentionen (im Sinne von „ich will jetzt kaufen“).
Ich sehe den AI Mode daher eher als Ergänzung, nicht als Ersatz. Und solange klassische Suchergebnisse für Transaktionen wichtiger bleiben, ist SEO noch lange nicht tot – nur anders.
Zwei strategische Wege: Klick oder Impression?
Wenn du vor der Entscheidung stehst, wie du künftig optimierst, musst du dir ehrlich sagen: „Will ich Klicks oder Aufmerksamkeit?“ Beides gleichzeitig zu maximieren funktioniert in der Regel nicht.
1. Optimieren für Klicks:
Du bleibst im traditionellen SEO‑Ansatz. Fokus liegt auf transaktionalen Keywords, strukturierten Daten, Conversion‑Design. Das Ziel ist, den Nutzer aus dem generativen Block heraus auf deine Seite zu holen.
Das gelingt vor allem, wenn du spezifische Produkte oder Services anbietest, die AI‑Systeme nicht vollständig abbilden können – etwa komplexe Software, individuelle Beratung, B2B‑Lösungen.
2. Optimieren für Impressionen:
Hier begreifst du SEO als Brand‑Kanal.
Du sorgst dafür, dass deine Marke im generativen Output vorkommt – nicht zwingend verlinkt, aber genannt.
Dazu gehören UGC‑Signale, PR‑Auftritte, Experten‑Beiträge, Erwähnungen auf glaubwürdigen Domains.
Ziel ist Top‑of‑Mind‑Awareness innerhalb der Sprachmodelle. Denn je öfter dein Brand in den Trainings‑Daten erwähnt wird, desto wahrscheinlicher ist, dass AI‑Antworten dich nennen.
Ich persönlich halte diese zweite Route langfristig für essenzieller, weil sie weniger anfällig für algorithmische Schwankungen ist.
In‑Model versus Outer‑Model‑Antworten
Ein technischer, aber wichtiger Punkt: Manche generative Antworten werden innerhalb des Modells ausgegeben, andere außerhalb des Modells.
Wenn der KI‑Block selbst noch eine Suchabfrage startet (also zusätzliche Links generiert), hast du Chancen, dort zu erscheinen – das nennt man „outer‑model“ oder „grounded“ Antwort.
Reine Text‑Outputs ohne Quellen hingegen kannst du kaum beeinflussen.
Deshalb fokussiere deine SEO‑Maßnahmen auf all jene Formate, die Google noch nach außen „groundet“ – Produktseiten, strukturierte Inhalte, FAQ‑Komponenten.
Worauf es künftig ankommt
Aus der Praxis lassen sich drei Prioritäten ableiten:
1. Mention Building statt Link Building: Link‑Signale bleiben nützlich, aber die reine Domain‑Autorität verliert Gewicht. Eine starke Marken‑Präsenz über mehrere Plattformen hinweg hilft, in generativen Antworten erwähnt zu werden.
2. Kontextuelle Autorität: Arbeite an klaren thematischen Clustern. KI‑Systeme erkennen Muster; ein chaotischer Themen‑Mix schwächt dein Profil.
3. Neue Metriken: Starte Reports, die Impressions im AIO‑Umfeld messen, Erwähnungen tracken und qualitative Beispiele dokumentieren – statt nur auf CTR zu starren.
Zwischen uns gesagt: Das fühlt sich im ersten Moment ungewohnt an. Doch Markenarbeit war immer darauf ausgelegt, gesehen zu werden – nicht zwingend geklickt.
Praktische Ansätze aus meiner Beratung
Wenn Kundinnen zu mir kommen und sagen: „Unsere Klicks sind eingebrochen“, machen wir zuerst eine einfache Segmentierung:
- Informations‑Keywords vs. Transaktions‑Keywords
- Branded vs. Unbranded
- Desktop vs. Mobile
Oft zeigt sich: Nur die informativen, unbranded Keywords brechen ein – also genau dort, wo AIOs zuschlagen.
Dann verschiebe ich Ressourcen von Blogbeiträgen hin zu Opinion‑Pieces, LinkedIn‑Aktivität und Thought‑Leadership‑PR.
Das Ziel: Sichtbarkeit im Sprachmodell erhöhen,














