Wenn du dich schon einmal gefragt hast, warum Google bestimmte Seiten besonders streng bewertet, dann bist du vermutlich schon auf den Begriff YMYL gestoßen – „Your Money or Your Life“. Diese Kategorie fasst Inhalte zusammen, die direkte Auswirkungen auf das Leben, die Sicherheit oder das finanzielle Wohlergehen von Menschen haben können. Es geht also um Themen, bei denen falsche Informationen wirklich etwas anrichten könnten. Und genau hier hat Google jetzt nachgeschärft: Informationen rund um Wahlen, Abstimmungen und andere Themen im Bereich Bürger:innenbeteiligung fallen künftig unter YMYL.
Das mag nach einer kleinen Verschiebung klingen, ist aber in der Praxis ziemlich relevant – gerade weil es politische Prozesse betrifft, die ohnehin stark von Desinformation bedroht sind. Also, lass uns das Ganze ein Stück weit auseinandernehmen.
Was sich verändert hat
Google hat in den aktuellen Quality Rater Guidelines klargemacht, dass jetzt auch wahlspezifische Inhalte und generelle Informationen zur politischen Teilhabe unter den YMYL-Bereich „Government, Civics & Society“ fallen. Das bedeutet: Wenn eine Seite erklärt, wie man wählen geht, wie politische Prozesse ablaufen oder welche Termine für registrierte Wähler:innen gelten, dann wird sie mit denselben Maßstäben betrachtet wie etwa Gesundheitsinfos oder Finanzberatung.
Die Änderungen betreffen drei Ebenen:
- Eine aktualisierte Definition von YMYL
- Neue Beispiele, damit Bewertende klarer erkennen, was YMYL ist
- Kleinere Textkorrekturen und sprachliche Präzisierungen
Unter dem Strich heißt das: Gesellschaftlich relevante Seiten stehen verstärkt in der Pflicht, korrekt, nachvollziehbar und frisch gepflegt zu sein.
Kurzer Rückblick: Was ist YMYL eigentlich?
Manchmal ist es hilfreich, sich den Grundgedanken von YMYL ins Gedächtnis zu rufen. Google nutzt das Konzept, um zu markieren, wo Fehler oder schlampige Informationen echte Konsequenzen haben können. Klassische Beispiele sind:
- Gesundheit & Sicherheit: Medizinische Tipps, Erste-Hilfe-Anleitungen
- Finanzen: Steuerberatung, Investitionsempfehlungen
- Gesellschaft & Staat: Rechtsfragen, Bürgerpflichten, Wahlen
Die Einstufung bedeutet: Inhalte in diesen Bereichen werden strenger geprüft, wenn es um den Page Quality Score geht. Qualitätstester – die sogenannten Quality Raters – bewerten, ob Seiten seriös, von Fachleuten stammen und ausreichend Quellen bieten. Das wirkt sich nicht direkt auf das Ranking einzelner Artikel aus, sondern hilft Google, die Funktionsweise des Suchalgorithmus zu trainieren.
Warum das Ganze entscheidend ist
Vielleicht fragst du dich, warum Google ausgerechnet jetzt so viel Wert auf Wahlinhalte legt. Meine Einschätzung: Das hat viel mit der wachsenden Gefahr von Desinformation rund um Wahlen zu tun. Wir haben in den letzten Jahren alle sehen können, wie gezielte Falschmeldungen Wähler:innen verunsichern können.
Wenn also eine Webseite Informationen zu Wahlterminen liefert, dann erwarten Nutzer:innen zurecht, dass diese verlässlich und aktuell sind. Es wäre fatal, wenn irgendwo ein falsches Datum stünde oder wenn die Quelle selbst unklar bleibt. Genau hier setzt der YMYL-Rahmen an. Er zwingt Seitenbetreiber regelrecht, besonders sorgfältig zu arbeiten.
Und ehrlich gesagt: Aus meiner Erfahrung mit Kundenprojekten im Informationsbereich unterschätzen viele, wie stark Reputations-Signale zählen. Es reicht nicht, Fakten einfach hinzuschreiben. Leser:innen und Google wollen auch sehen, dass du kompetent bist, dass du Quellen nennst und bestenfalls auch mit Expert:innen-Meinungen arbeitest.
Was du konkret tun solltest
Jetzt kann man sagen: „Na gut, das betrifft ja nur Wahlämter oder Nachrichtenportale.“ Meiner Erfahrung nach ist das aber ein Trugschluss. Es reicht schon, dass du im Rahmen deiner Content-Strategie über lokale Politik oder bürgerschaftliches Engagement berichtest. Schon stehst du im YMYL-Bereich.
Hier ein paar ganz praktische Tipps:
- Genauigkeit prüfen: Nutze primäre Quellen – offizielle Regierungsseiten, Wahlämter, Gesetze. Vermeide unbedingt Informationen zweiter Hand ohne Absicherung.
- Autoren hervorheben: Stell klar, wer die Inhalte erstellt hat. Optimalerweise mit nachprüfbarer Qualifikation (Journalist, Rechtsexperte, Politikwissenschaftler usw.).
- Laufend aktualisieren: Politische Deadlines oder Wahltermine ändern sich nun einmal. Plane feste Routinen ein, um solche Inhalte auf Aktualität zu prüfen.
- Reputationssignale nutzen: Verlinke externe, unabhängige Medien oder Forschungsinstitute. So vermeidest du, dass dein Angebot wie eine isolierte Meinung wirkt.
Gerade beim Punkt Aktualisierung sehe ich in Projekten immer wieder Schwachstellen. Man denkt oft: „Der Artikel ist ja fertig.“ Aber für YMYL gilt: Fertig ist er nie. Du musst deine Inhalte wie ein lebendes Dokument behandeln. Kleines Beispiel: Eine lokale NGO veröffentlichte mal ein Info-PDF zu Wahlhilfen. Ein Jahr später war die Hälfte schon veraltet – und genau das ist unter YMYL ein echt riskanter Punkt.
Blick in die Zukunft
Die neuen Guidelines sind über 180 Seiten lang – für Google-Verhältnisse nichts Ungewöhnliches, aber eben ein mächtiges Werkzeug für Qualitätskontrolle. Interessant ist auch: Es handelt sich nicht um ein einzelnes Update, sondern eher um eine fortlaufende Entwicklung. Das heißt, du kannst davon ausgehen, dass Google auch weiterhin feiner auseinanderdividiert, welche Inhalte unter YMYL fallen und wie sie zu behandeln sind.
Für dich heißt das: Wenn du im Bereich Bürgerbeteiligung, lokale Politik oder gesellschaftliche Themen publizierst, solltest du dich darauf einstellen, dass der Druck auf inhaltliche Qualität steigen wird. Vielleicht nicht sofort sichtbar in den Rankings – aber mittel- und langfristig ziemlich sicher.
Ich persönlich finde den Schritt nachvollziehbar. Politische Prozesse sind zentral für das Funktionieren einer Gesellschaft, und Desinformation kann das Vertrauen in Institutionen nachhaltig schädigen. Dass Google hier die Latte klar höher legt, ist eigentlich nur konsequent. Ob das alles in der Praxis immer dabei hilft, die wirklich problematischen Inhalte rauszufiltern, bleibt natürlich abzuwarten. Aber als seriöser Publisher kannst du es dir gar nicht leisten, diese Standards zu ignorieren.
Meine Empfehlung
Wenn du Inhalte zu Wahlen oder Politik erstellst, mach es dir zur Routine, bevor du veröffentlichst noch einmal kritisch zu prüfen: Stimmen die Fakten? Habe ich meine Quellen angegeben? Könnte ein Außenstehender sofort erkennen, dass ich fachlich legitim bin, darüber zu schreiben? Wenn du diese drei Fragen jederzeit mit „Ja“ beantworten kannst, bist du auf einem sicheren Weg.
Am Ende des Tages geht es bei YMYL weniger darum, Google „zufrieden zu stellen“. Es geht darum, den Menschen, die deine Inhalte nutzen, Sicherheit und Vertrauen zu geben. Besonders wenn es um gesellschaftliche Entscheidungen geht, bei denen Fehler massive Auswirkungen haben können.














