Es gibt Momente, in denen man fast staunen muss, wie schnell sich Suchtechnologien weiterentwickeln. Noch vor wenigen Jahren war die Vorstellung, mit einer Kamera auf etwas zu zeigen und in Echtzeit eine Antwort zu erhalten, fast schon Science-Fiction. Jetzt ist genau das Realität – zumindest für Nutzerinnen und Nutzer in den USA. Google hat eine neue Funktion namens Search Live eingeführt, die direkt in der Google-App sowie in Google Lens verfügbar ist. Damit kannst du nicht nur deine Stimme nutzen, um Fragen zu stellen, sondern auch gleich deine Kamera einsetzen, sodass die App versteht, was du gerade siehst.
Ich möchte dich in den nächsten Abschnitten durch diese spannende Entwicklung führen. Dabei geht es weniger um eine sterile Aufzählung von Features, sondern mehr darum, was das im Alltag bedeutet. Und vielleicht, so viel sei schon gesagt, wird diese Art der Suche unsere Gewohnheiten grundlegend verändern.
Die Idee hinter Search Live
Google hat sich mit Search Live etwas vorgenommen, das sehr gut zu den aktuellen Veränderungen im digitalen Verhalten passt: weg von reiner Texteingabe, hin zu multimodalen Interaktionen. Du kannst sprechen, dein Smartphone zeigen lassen, was du meinst, und bekommst direkt Antworten – in einem Dialog, fast wie mit einem Menschen.
In der Praxis sieht das so aus: Du öffnest wie gewohnt die Google-App und findest dort unter der Suchleiste einen neuen Button mit der Bezeichnung „Live“. Mit einem Klick startest du eine Konversation. Optional kannst du dann deine Kamera freischalten, damit Google nicht nur hört, was du fragst, sondern auch sieht, was du betrachtest – sei es ein Gegenstand, ein Gebäude, ein Dokument oder sogar mehrere Produkte nebeneinander.
Was mich daran fasziniert: Das erweitert die Definition von „Suche“ von Grund auf. Plötzlich ist die Kamera nicht nur ein Werkzeug, um Fotos zu machen, sondern ein Fenster für semantische Informationen in Echtzeit.
Wie es funktioniert
Es gibt zwei klassische Einstiege. Entweder gehst du über die Google-App direkt in ein Live-Gespräch, oder du nutzt Google Lens, was den Kamera-Zugang automatisch aktiviert. Besonders praktisch: In Lens kannst du auf einen Gegenstand zeigen und sofort Fragen stellen, ohne erst Modellnummern abzutippen.
Ein Beispiel: Stell dir vor, dein Router blinkt rot, und du hast keine Ahnung, was das Problem ist. Normalerweise müsstest du die Seriennummer ablesen, eintippen, die Bedienungsanleitung suchen oder in Foren nach einer Lösung stöbern. Mit Search Live hältst du einfach die Kamera darauf, sagst vielleicht: „Warum blinkt das rote Licht?“ – und innerhalb von Sekunden bekommst du eine Antwort mit weiterführenden Links.
Andere Szenarien hat Google selbst skizziert: einen Städtetrip planen, Bastelanleitungen für Hobbys finden, bei einem Schulprojekt schnell Details klären oder per Kamera mehrere Brettspiele scannen und dich beraten lassen, welches am besten passt.
Dass das Ganze funktioniert, hängt von Googles Fähigkeit ab, Bild- und Spracherkennung miteinander zu kombinieren – ein Paradebeispiel für das, was man heute multimodale KI nennt. Das ist auch der Punkt, wo man merkt: Eigentlich ist das keine bloße Suchfunktion mehr, sondern eher ein interaktiver Assistent.
Warum das wichtig ist
Manchmal unterschätzt man, wie tiefgreifend kleine Veränderungen im Nutzungserlebnis wirken können. Tippen wir einen Begriff in die Suchleiste, ist das klar und bewusst. Wenn wir aber einfach sprechen und die Kamera nutzen, rückt die Suche näher an unseren Alltag heran. Sie wird situativ.
Für dich als Nutzerin oder Nutzer bedeutet das oft weniger Aufwand, mehr Geschwindigkeit und direkte Hilfestellung. Für Unternehmen dagegen ändert sich eine Menge. Plötzlich reicht nicht mehr die optimierte Website allein. Wichtig werden visuelle Daten: aktuelle Fotos vom Geschäft, eine klare Präsentation von Produkten, gut erkennbare Labels. Wenn jemand die Kamera auf ein Schaufenster richtet, dann sollte alles korrekt und leicht verständlich sein.
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen: Das ist ein Schritt, der lokale Unternehmen stärker in den Fokus rückt. Stell dir vor, du hältst dein Handy vor eine Bäckerei, fragst nach Öffnungszeiten oder ob es glutenfreie Produkte gibt – und bekommst sofort konkrete Antworten. Wer da mit veralteten Informationen arbeitet, wirkt im Kundenerlebnis altmodisch.
Chancen und Risiken
Natürlich hat das auch Schattenseiten. Einerseits führt es zu einer höheren Abhängigkeit von Google als Filter der Realität. Wenn Google entscheidet, welches Foto oder welche Information zu sehen ist, dann kann das bestimmte Unternehmen stärker bevorzugen als andere. Andererseits profitieren kleine Läden enorm, wenn sie es schaffen, visuell präsent zu sein.
Aus meiner Erfahrung im Online-Marketing gilt schon lange: Content ist König. Aber der Begriff „Content“ verändert sich gerade. Früher hieß das Text, irgendwann dann Videos und Podcasts – jetzt sehen wir einen Schub visuell-interaktiver Inhalte. Darauf müssen sich Marken einstellen.
Ein Blick nach vorn
Momentan ist Search Live nur in den USA und lediglich in englischer Sprache verfügbar. Das wird aber kaum lange so bleiben. Google hat klar gemacht, dass andere Sprachen und Länder folgen werden. Und wenn man ehrlich ist: Alles andere wäre auch unlogisch, denn je breiter die Nutzung, desto leistungsfähiger wird das System.
Die eigentliche Frage ist also nicht, ob Search Live zu uns kommt, sondern wann. Und wie wir dann damit umgehen werden. Ich glaube, dass diese Technologie die Suche ähnlich transformiert wie einst die mobile Nutzung. Damals ging es plötzlich nicht mehr um Desktop-Optimierung, sondern um Mobile-First. Jetzt stehen wir an einer Schwelle zur Context-First-Suche, also einer Suche, die direkt auf deine reale Situation eingeht.
Interessant wird auch sein, wie andere Anbieter reagieren – ob etwa Apple eine ähnliche Funktion innerhalb von Siri einbaut oder Microsoft mit seinem Copilot visuelle Suchen ermöglicht. Klar ist: Kaum eine Branche bleibt davon unberührt. Egal ob Tourismus, Handel oder Bildung – überall dort, wo spontane Fragen entstehen, bietet sich Search Live an.
Fazit mit einem persönlichen Einschlag
Ich habe schon viele Trends kommen und gehen sehen. Manche klangen bahnbrechend, sind dann aber im Alltag versandet. Hier spüre ich allerdings, dass es mehr Substanz hat. Vielleicht weil es so unmittelbar an etwas anknüpft, das wir sowieso ständig machen: schauen, fragen, vergleichen. Und seien wir ehrlich – wir sind oft zu bequem, um lange Texte durchzulesen oder Modellnummern abzutippen. Search Live passt perfekt zu dieser spontanen, visuell geprägten Welt.
Ob das immer gut ist, darüber lässt sich streiten. Aber eigentlich zeigt es vor allem eins: Suche wird menschlicher. Und das dürfte dich, egal ob du Nutzer oder Anbieter bist, in den kommenden Monaten beschäftigen.














