Wenn man ganz ehrlich ist, war Google Discover für viele immer ein großes Rätsel. Ein scheinbar schwarzer Kasten, in dem plötzlich — manchmal völlig unerwartet — ein eigener Artikel landet und zehntausende Klicks bringt. Und genauso plötzlich? Weg. Als hätte es nie existiert.
Jahrelang haben SEOs spekuliert, was hinter dieser Maschine steckt. Durch die undurchsichtigen Signale, Experimente und Gerüchte blieb viel Raum für Interpretationen. Doch durch Lektionen aus internen Google-Dokumenten und eine Menge getesteter Hypothesen lässt sich heute deutlich besser verstehen, was dort wirklich passiert und welche Faktoren entscheidend sind.
Ich fasse hier das Wichtigste für dich zusammen – praxisnah, greifbar und basierend auf einer Mischung aus öffentlich bekannten Datenpunkten und langjähriger Erfahrung.
Warum Discover anders tickt als klassische Suche
Im Kern beruht auch Discover auf denselben Grundpfeilern wie die normale Google-Suche: Relevanz, Qualität, Vertrauen. Aber die Nutzerintention ist völlig anders. In der klassischen Suche suchst du aktiv etwas. Discover dagegen bedient ein ganz anderes Verhalten – das „ich scroll mal“ auf dem Sofa, im Zug oder auf der Toilette. Es ist ein Push-Kanal, kein Pull-Kanal.
Deshalb funktionieren dort andere Trigger, andere Qualitätsmaße und andere Zeiten. Statt Suchintention zählt Neugier, Wiedererkennbarkeit, Aktualität und – ganz zentral – Interaktion.
Der Vertrauensfaktor
Bevor dein Inhalt überhaupt eine Chance hat, ausgespielt zu werden, durchläuft deine Seite eine Art „Vertrauensprüfung“. Google scheint mehrere Werte zu pflegen, um zu bewerten, ob eine Quelle als seriös gilt:
- publisher_trustScore: bewertet, wie zuverlässig der Herausgeber insgesamt ist.
- topicAuthority_discover: misst, ob du auf einem bestimmten Themengebiet als kompetent giltst.
- is_discover_feed_eligible: ein interner Schalter, der entscheidet, ob deine Artikel grundsätzlich eingespielt werden dürfen.
Das Fazit: Wenn deine Marke oder dein Blog in einem Themenfeld konsistent gute, vertrauenswürdige Inhalte liefert, öffnet das überhaupt erst die Tür zu Discover.
Die sechs Phasen, durch die Discover deinen Content schickt
Google spielt neue Artikel nicht einfach zufällig aus. Es läuft ein wiederkehrender Zyklus ab – eine Art Pipeline aus sechs Schritten:
- Check der Basis-Qualität (Eignung, Spam, technische Voraussetzung)
- Erster Schub und Testphase („Freshness Boost“)
- Bewertung von Klick- und Lesedaten („User Quality Assessment“)
- Laufende Neuberechnung durch Nutzersignale
- Personalisierung pro Nutzer und Interessenclustern
- Abschwächung oder Wiederbelebung im Zeitverlauf
1. Die Grundprüfung
Alles startet mit der Frage, ob dein Inhalt überhaupt die Kriterien erfüllt: Indexierungsfähigkeit, kein Spam, keine irreführenden Titel, kein Gewalt- oder Clickbait-Dreck. Wenn du hier durchfällst, brauchst du gar nicht weiterzudenken – du bist raus, bevor es losgeht.
Spätestens an dieser Stelle hilft es, auf Klarheit zu setzen: stabile technische Struktur, eindeutige Brand-Signale, Autorenprofile mit echter Relevanz, positives Interaktionsverhalten deiner Nutzer.
2. Der Testschub
Neue Inhalte bekommen in Discover oft einen temporären Boost. So testet Google, wie sie ankommen. In dieser Phase zählen erste Klicks, CTR und Verweildauer. Je besser die Resonanz, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass dein Artikel weiter zirkuliert.
Schlüsselmetriken sind:
- freshnessBoost_discover – die temporäre Anschubhilfe.
- headlineClickModel_discover – Googles Vorhersage, wie klickstark Überschrift und Bild sind.
- discover_clicks – die echten Klickdaten, die zur Überprüfung des Modells dienen.
Aus meiner Erfahrung: Titel und Vorschaubilder, die Emotion wecken, aber trotzdem klaren Nutzwert ausdrücken, funktionieren langfristig am besten. „Clickbaity“ Überschriften bringen zwar kurzfristige Peaks, schaden aber später im Qualitätsurteil.
3. Die Prüfung deiner Nutzerqualität
Sobald es erste Interaktionen gibt, schaut Google genau hin. Bleiben Nutzer auf der Seite? Lesen sie? Kommen sie zurück? Oder springen sie schnell ab?
- goodClicks_discover – lange Sitzungen, Scrollen, Interaktionen.
- badClicks_discover – schnelle Rückkehren, Absprünge.
- repeat_visits/nav_boosted_discover_clicks – Wiederkehrer, Stammleser.
- discover_blacklist_score – falls du es übertreibst mit irreführenden Titeln.
Google lernt daraus, welche Seiten echten Mehrwert bieten. Ein Artikel, den Leute gerne vollständig lesen und vielleicht teilen, stärkt dein gesamtes Autoren- und Markenprofil für zukünftige Veröffentlichungen.
4. Feedback und laufende Neubewertung
Es bleibt nicht bei einer einmaligen Bewertung. Discover aktualisiert fortlaufend Metriken wie:
- Impressions (wie oft der Artikel im Feed gezeigt wird)
- CTR (Klickrate pro Sichtkontakt)
- Negatives Nutzerfeedback (explizit „nicht interessiert“ etc.)
Aus diesen Signalen entstehen dynamische Scores, die täglich angepasst werden. Schlechtere Werte bedeuten weniger Reichweite, besonders, wenn viele Nutzer deinen Beitrag aktiv unterdrücken.
5. Der Personalisierungslayer
Hier wird es interessant: Google kombiniert riesige Mengen an Nutzerdaten – Suchhistorie, Interaktionen in Chrome, Standort, Gerät, Vorlieben – zu einem Interessenprofil. Dein Content wird anschließend in sogenannte Vektor-Modelle eingebettet, um Ähnlichkeiten zwischen Inhalten und den Interessen der einzelnen Nutzergruppen zu erkennen.
- contentEmbeddings_discover: bewertet, wie thematisch ähnlich dein Artikel zu einem Nutzerprofil ist.
- personalization_vector_match: bestimmt, wer ihn zu sehen bekommt.
Das erklärt, warum Discover für zwei Menschen mit ähnlicher Suchhistorie völlig unterschiedliche Feeds liefert. Deshalb lohnt es sich, konsequent Themencluster zu pflegen. Je sauberer du deine Themen besetzt, desto besser funktioniert dieses Matching auf Dauer.
6. Der Verfall – und vielleicht die Wiederauferstehung
Discover liebt Frische. Nach einer Weile bekommen Artikel einen eingebauten Verfallsprozess: weniger Einblendungen, weniger Klicks, schließlich gar keine Sichtbarkeit mehr. Nur selten schaffen Inhalte langfristig stabile Klicks – meist dann, wenn sie inhaltlich wieder relevant werden (etwa jährliche Reports oder Tutorials).
- freshnessDecay_timer – steuert, wann die Sichtbarkeit langsam sinkt.
- content_staleness_penalty – sorgt dafür, dass Altes aktiv verdrängt wird.
Das ist wie bei sozialen Netzwerken: Der Algorithmus will, dass ständig etwas Neues passiert. Stillstand wird bestraft.
Was du praktisch daraus ableiten kannst
1. Halte dich an die Basics
Auch wenn’s banal klingt: Ohne technische Sauberkeit läuft nichts. Deine Bilder müssen mindestens 1200 px breit sein, HTTPS ist Pflicht, und die Seite sollte flott und stabil laden – alles Signale, die in Googles Qualitätsmodelle einfließen.
2. Stärke deine thematischen „Inseln“
Finde heraus, in welchen Themenbereichen du schon stark bist. In der Search Console kannst du das leicht über Klick‑ und Impressionstrends pro Verzeichnis sehen. Dort, wo du Toppositionen und hohe CTRs hast, liegt auch dein Discover-Potenzial.
3. Produziere echten Mehrwert, kein Clickbait
Discover reagiert empfindlich auf Übertreibung. Eine reißerische Überschrift kann kurzfristig viele Klicks bringen – aber wenn die Verweildauer schwach ist, fliegst du danach aus dem Feed. Setze auf klaren Nutzwert, Authentizität und erkennbare Autorität.
4. Spiele deine Stärke zeitnah aus
Aktualität ist fundamental. Wenn du














