Google Discover: Dein Feed wird Social und personalisiert

Tom Brigl  –

Veröffentlicht:

18.09.2025,

Letzte Aktualisierung:

18.09.2025
Inhaltsverzeichnis

Vielleicht hast du es selbst schon bemerkt – Google stellt Discover gerade ziemlich auf den Kopf.
Das, was früher eher wie ein verlängerter Arm von Google News wirkte, also eine Art personalisierter Nachrichtenstrom, öffnet sich nun deutlich stärker in Richtung Social Media.
Und da finde ich persönlich, es steckt eine ganze Menge Zündstoff drin – sowohl für dich als Nutzer als auch für Publisher, die Reichweite suchen.

Die neuen Funktionen: Folgen & Social Posts

Der sichtbarste Teil der Änderung: Du kannst ab sofort Publisher direkt in Google Discover folgen.
Früher hast du über deinen Google-Account meist stillschweigend Inhalte „zugespielt“ bekommen, die zu deinem Suchverhalten passten. Jetzt gibt es die Möglichkeit, bewusst zu sagen: „Den Verlag, den Influencer, die Quelle – von der möchte ich mehr sehen.“

Technisch funktioniert das so: Wenn du eingeloggt bist und in Discover einen Absender-Namen antippst, öffnet sich eine neue Art von Profilseite. Dort werden unterschiedliche Content-Formate des jeweiligen Anbieters gesammelt – Artikel, YouTube-Videos, Social Media-Posts. Und wenn es dir gefällt, klickst du einfach auf den „Folgen“-Button. Danach wird dein Discover-Feed stärker mit Inhalten dieser Quelle angereichert.

Der zweite Knaller: Google baut auch Social-Media-Inhalte direkt ein. Erste Plattformen sind X (früher Twitter), Instagram und YouTube Shorts. Weitere sollen folgen.
Das bedeutet, du siehst künftig in deinem Feed nicht nur klassische Texte oder News, sondern auch Social-Media-Clips, Posts, kurze Statements. Google nannte explizit, dass Nutzer diese Mischung schätzen: Artikel plus Videos plus Social-Posts in einem Stream.

Rollout – was schon da ist und was kommt

Das Folgen-Feature ist offiziell schon aktiv. Du kannst also sofort loslegen, Quellen gezielt zu abonnieren.
Die Social-Media-Integration läuft über die kommenden Wochen hinaus. Manche werden es zuerst testen, dann schaltet Google es nach und nach breiter frei. Klassische Google-Rollout-Strategie.

Warum das Ganze so spannend ist

Aus meiner Erfahrung wird dieser Schritt gleich in drei Richtungen massiv spürbar:

1. Für dich als Nutzer

Dein Feed wird persönlicher steuerbar. Bisher hat Google zwar versucht, deine Interessen zu treffen, aber es gab kaum Transparenz. Jetzt gibst du direkte Signale: „Diesen Publisher finde ich spannend.“
Das macht den Discover-Stream weniger zufällig. Und ehrlich gesagt: ich finde das ganz angenehm. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Discover eher wie ein Blackbox-Algorithmus war – du wusstest nicht, warum dir gerade diese Story über Fußball oder Politik gezeigt wird. Jetzt steuerst du aktiv nach.

2. Für Publisher

Die Möglichkeit, „Folgen“ zu sammeln, ist Gold wert. Bisher war der Traffic aus Discover volatil – heute viel, morgen wenig, abhängig vom Algorithmus. Mit Followern bekommst du so etwas wie eine Kernleserschaft, die unabhängig von Tagesstimmungen des Systems erreicht wird.
Das könnte stabilisieren und langfristig stärker planbar machen. Ich würde sagen: Wer heute Content produziert, gerade im News-/Magazinbereich, sollte sich sehr schnell überlegen, wie man Nutzer gezielt dazu bringt, auf „Follow“ zu klicken.

3. Für Social Creator

Wenn du auf Instagram, X oder YouTube Shorts unterwegs bist, dann bist du plötzlich nicht mehr nur im Ökosystem der jeweiligen App, sondern auch in Discover sichtbar. Reichweite also über ein völlig neues Tor.
Mir gefällt der Gedanke: Statt dass Nutzer zwischen drei bis vier Apps springen, bleibt man im Discover-Feed und bekommt alles serviert. Aber – und das wird spannend – wie viele Stunden verbringen Menschen dann noch „direkt“ auf Instagram?
Google könnte Social Traffic in gewisser Weise abfangen.

Beispielhafte Anwendung

Stell dir vor, du betreibst ein Food-Blog mit einem Instagram-Kanal. Bisher hattest du zwei siloartige Kanäle: einmal deine Webseite mit Rezept-Artikeln, einmal deine Reels auf Instagram.
Jetzt könnte Discover beides ineinanderfließen lassen: deine Rezepte-Artikel erscheinen zusammen mit einem Reel, vielleicht daneben ein Shorts-Clip, der dasselbe Rezept in 30 Sekunden zusammenfasst. Alles sichtbar in einem Stream, steuerbar durch den „Follow“-Button.

Das könnte auch deine Markenbindung stärken. Nutzer merken sich nicht: „Da war doch ein Reel irgendwo bei Insta“ – sondern sie sehen dich als kontinuierliche Quelle in ihrem Discover-Feed.

Meine Einschätzung zu Chancen und Risiken

Ganz ehrlich: Für Publisher ist es zweischneidig.
Chance: größere Sichtbarkeit, direkte Follower.
Risiko: noch mehr Abhängigkeit von Google. Denn wenn dein Content nicht im Feed landet, verlierst du plötzlich nicht nur die organische Google-Suche als Haupttraffic-Quelle, sondern auch Social-Reichweite könnte unbemerkt durch Discover moderiert werden.
Man darf nicht vergessen: Die Integration heißt am Ende auch, dass Google bestimmt, welche Social-Posts ausgespielt werden – nicht die Plattform selbst. Das ist ein Machtfaktor.

Für dich als User ist es wahrscheinlich einfach komfortabler. Aber, kleine persönliche Einschätzung: Ich denke, die Zeit, die wir aktiv in den nativen Apps verbringen, könnte sinken. Denn wenn mir Discover schon ausreicht, um auf dem Laufenden zu sein, öffne ich Instagram oder X weniger oft.

Ein Blick in die Zukunft

Es gibt ein deutliches Muster: Google will, dass Discover dein persönliches Tor zum Web wird. Nicht nur zur Newswelt, sondern eben auch zur Creator- und Social-Welt. Wenn Follow-Buttons greifen, entsteht so eine Art Abo-Mechanik, ohne dass du verschiedene Apps einzeln öffnen musst.
Das läuft ziemlich in Richtung „All-in-One-Feed“.

Und vermutlich ist das erst der Anfang. In einigen Monaten könnten wir sehen, wie TikTok-Clips, LinkedIn-Beiträge oder vielleicht sogar Bluesky-Posts integriert werden. Google testet sicher die Nutzungsdaten: Kommt es gut an, rollen sie weitere Kanäle rein.

Fazit in meinen Worten

Das Update macht Google Discover von einem eher algorithmisch gesteuerten Artikelstrom zu einer steuerbaren Social+News-Plattform. Du kannst nun bewusst folgen, dein Feed wird persönlicher, und Publisher können erstmals eine Art Bindung aufbauen. Die Integration von Social-Media-Inhalten macht das Ganze lebendiger, aber auch komplexer.
Aus meiner Sicht: Wenn du Content produzierst, solltest du dir sofort eine Strategie überlegen, wie du Follower direkt in Discover gewinnst. Für dich als Konsument wird es einfach bequemer.
Ein bisschen bleibt aber bei mir das Gefühl: Wir machen uns dadurch noch ein Stück abhängiger von Google. Aber das Rad dreht sich ohnehin – die spannende Frage ist nur, wie schnell.

Tom Brigl

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