Chrome warnt ab Oktober 2026 vor ungesicherten Seiten

Tom Brigl  –

Veröffentlicht:

01.11.2025,

Letzte Aktualisierung:

01.11.2025
Inhaltsverzeichnis

Google zieht die Sicherheits­schrauben im Internet weiter an – und zwar ziemlich konsequent. Ab Oktober 2026 wird der Chrome-Browser standardmäßig die Einstellung „Always Use Secure Connections“ aktivieren. Kurz gesagt: Wenn du versuchst, eine Website ohne HTTPS zu öffnen, bekommst du künftig eine deutliche Warnung. Diese lässt sich zwar umgehen, aber der Hinweis wird sehr präsent und für viele Nutzer abschreckend wirken. Aus meiner Sicht ist das der logische nächste Schritt in Googles Bestreben, das Web vollständig zu verschlüsseln – und damit unsicherem HTTP endgültig den Stecker zu ziehen.

Warum Chrome jetzt aktiv wird

Es ist schon seit Jahren absehbar: Google möchte das Web sicherer machen, und HTTPS ist dabei das Herzstück. Die meisten Websites haben diese Umstellung längst vollzogen, doch es gibt immer noch ein paar Nachzügler. Laut aktuellen Messungen bestehen zwischen 1 und 5 Prozent des Datenverkehrs aus unverschlüsselten HTTP-Verbindungen. Klingt wenig, sind aber Millionen Seitenaufrufe täglich – und genau dort entstehen Angriffs­möglichkeiten.

Deshalb zieht Chrome nun die Notbremse. Ab Version 154 (geplant für Oktober 2026) wird die Option „Immer sichere Verbindungen verwenden“ automatisch aktiv sein. Der Browser wird dich dann vor dem Laden unsicherer Seiten warnen, ähnlich wie er es heute bei gefährlichen Downloads oder unsicheren Zertifikaten tut. Eine kurze Meldung erklärt, warum die Seite blockiert wird und welche Gefahren bestehen. Wenn du möchtest, kannst du trotzdem weitermachen – aber nur über einen aktiven Klick.

Gestaffelter Start

Google geht dabei in Etappen vor. Ab April 2026 (Chrome 147) soll die Funktion zunächst für über eine Milliarde Nutzer von „Enhanced Safe Browsing“ automatisch aktiviert werden. Das ist die erweiterte Sicherheits­option im Browser. Für alle anderen gilt sie dann ein halbes Jahr später – also pünktlich im Herbst 2026. So bleibt Entwicklern, Unternehmen und Webmastern etwas Zeit, um ihre Seiten auf HTTPS umzustellen.

Was genau sich ändert

Nur öffentliche Seiten betroffen

Das neue Warnsystem soll ausschließlich bei öffentlichen Websites greifen. Interne oder lokale Seiten – etwa Router-Interfaces, Intranet-Portale oder lokale IP-Adressen – bleiben davon unberührt. Google begründet das damit, dass Angriffe in privaten Netzen deutlich seltener und komplexer sind. Dort besteht weniger Gefahr, dass jemand den Datenverkehr manipuliert oder ausliest.

So sieht die Warnung aus

Ein Beispielbild von Google zeigt: Öffnest du künftig eine HTTP-Seite, erscheint ein weißes Warnfenster mit einem gelben Dreieck und dem Hinweis, dass die Verbindung unsicher ist. Unterhalb des Textes hast du zwei Optionen – „Zurück“ oder „Trotzdem fortfahren“. Es ist also kein komplettes Blockieren, aber ein deutliches Stoppschild, das viele Nutzer vom Weiterklicken abhalten dürfte.

Wie oft die Warnung erscheint

Um nicht zu nerven, wird Chrome dich nicht bei jedem Seitenaufruf erneut warnen. Das Team hat gemessen, dass der durchschnittliche Nutzer weniger als eine Warnung pro Woche sieht. Selbst bei den besonders aktiven 5 Prozent liegt der Wert unter drei Warnungen pro Woche. Ziel ist also, nur dort einzuschreiten, wo es wirklich notwendig ist.

HTTPS ist längst Standard

Interessant ist, wie weit HTTPS bereits verbreitet ist. Google selbst zeigt in seinem Transparenzbericht, dass etwa 95 bis 99 Prozent aller Seitenaufrufe in Chrome ohnehin über verschlüsselte Verbindungen laufen. Auf Android und macOS liegt der Anteil sogar über 99 Prozent, auf Windows bei 98 Prozent. Nur einige veraltete oder kleine Plattformen hinken noch nach – beispielsweise alte Linux-Installationen oder interne Firmennetze.

Warum das Ganze wichtig ist

HTTP war früher der Standard, doch heute gilt es als Sicherheitsrisiko. Daten wie Passwörter, Formulare oder Cookies werden dort unverschlüsselt übertragen – und können unterwegs abgefangen oder manipuliert werden. Angreifer können Nutzer unbemerkt auf gefälschte Seiten umleiten, Schadsoftware einschleusen oder Logins stehlen. HTTPS verhindert genau das, weil jede Verbindung über SSL/TLS verschlüsselt wird.

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit um 2015 – 2020, als HTTPS langsam zum Pflichtstandard wurde. Damals hatte Google mit Warnsymbolen und leichtem Ranking-Vorteil für HTTPS-Seiten nachgeholfen. Der Plan hat funktioniert: Fast alle Webseiten haben umgestellt. Doch die letzten Prozent sind oft die, die vergessen wurden: alte Schulwebsites, kleine Vereinsseiten, historische Archive … genau dort werden Besucher jetzt gewarnt.

Google spricht Klartext

Im offiziellen Blogeintrag betont das Chrome-Team, dass unverschlüsselte Seiten auch im privaten Kontext Risiken bergen. Allerdings seien diese weitaus geringer als im öffentlichen Internet. Deshalb priorisiert Chrome die öffentlichen Domains. Die Botschaft ist eindeutig: „HTTP gehört der Vergangenheit an.“

Was Websitebetreiber jetzt tun sollten

Wenn du oder dein Unternehmen noch HTTP-Seiten betreibt, wird es höchste Zeit zu handeln. Du hast rund ein Jahr, um deine Seiten auf HTTPS umzustellen. Für viele ist das längst Routine: Bei fast jedem Hosting-Anbieter gibt es heute kostenlose Zertifikate via Let’s Encrypt, die sich automatisch verlängern. Der Aufwand ist also minimal, die Wirkung enorm.

Ein Punkt, der oft übersehen wird: HTTPS sollte wirklich überall gelten – also auch für weiterleitende Seiten, Bilder, Skripte oder Tracking-Elemente. Chrome prüft, ob alle Komponenten sicher geladen werden. Wenn irgendwo ein HTTP-Element hängt (man spricht von „Mixed Content“), erscheint ebenfalls eine Warnung. Auch das wird 2026 strikter gehandhabt als bisher.

So kannst du es jetzt schon testen

Wenn du neugierig bist, wie sich die neue Funktion auf deine Seite auswirkt, kannst du sie schon heute aktivieren. Öffne einfach chrome://settings/security und aktiviere den Schalter „Immer sichere Verbindungen verwenden“. Danach bekommst du sofort Warnungen beim Aufruf unverschlüsselter Seiten – und siehst frühzeitig, ob dein Angebot betroffen wäre.

Was das für den Nutzer bedeutet

Im Alltag dürften die meisten von uns kaum etwas merken. Ehrlich gesagt: Wann hast du zuletzt bewusst eine HTTP-Seite besucht? Dennoch betrifft es manche – etwa alte Geräte mit eingebauten Web-Interfaces, smarte Lampen, alte NAS-Systeme oder Firmenportale, die noch lokal laufen. Dort wird Chrome dich künftig zwar warnen, aber du kannst die Warnung gezielt ignorieren oder abschalten.

Für Unternehmen und Schulen gibt es außerdem Richtlinien, über die Admins einstellen können, wann und wie Chrome Warnungen zeigt. Damit lässt sich die Funktion an interne Prozesse anpassen. Ich finde das einen sinnvollen Balanceakt zwischen Sicherheit und Handhabbarkeit.

Ein Blick nach vorne

Google lässt keinen Zweifel daran, wohin die Reise geht: vollständige HTTPS-Nutzung – auch in lokalen Netzwerken. Schon heute arbeitet Chrome an Möglichkeiten, private Geräte wie Drucker oder Router über sichere Protokolle einzubinden. Dafür hat Google eine neue „Local Network Access“-Berechtigung eingeführt, mit der HTTPS-Seiten nach Nachfrage sicher mit lokalen Geräten kommunizieren dürfen.

Das ist technisch gar nicht so einfach, weil interne Adressen häufig kein offizielles Zertifikat besitzen. Chrome will diese Hürde verringern, vielleicht durch selbstsignierte Zertifikate oder automatisierte Freigaben. Für mich klingt das sehr nach einer schrittweisen, aber klaren Strategie: Erst öffentliche Seiten absichern, dann den Rest.

Abschaltmöglichkeit bleibt

Falls du die Warnungen gar nicht sehen möchtest, kannst du sie unter den Sicherheitseinstellungen wieder deaktivieren. Allerdings wird das nicht empfohlen – schließlich dient die Funktion deiner eigenen Sicherheit. Ich persönlich würde sie eingeschaltet lassen. In Zeiten, in denen Phishing-Seiten und manipulierte Hotspots immer häufiger werden, ist jeder zusätzliche Hinweis Gold wert.

Kleine historische Einordnung

Wenn man zurückblickt, war HTTPS anfangs ein Luxusgut: Zertifikate kosteten Geld, ihre Einrichtung war kompliziert, und Performanceeinbußen waren ein Thema. Heute ist das Gegenteil der Fall – wer HTTP nutzt, fällt negativ auf. Selbst einfache Blogsysteme erzwingen per Voreinstellung sichere Verbindungen. Chrome, Firefox und Safari zeigen längst Warnungen, wenn man Passwörter oder Kreditkartendaten unverschlüsselt eing

Tom Brigl

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