Es gibt Themen, die man jahrelang zu verstehen meint – und dann kippt plötzlich das Spielfeld. Backlinks sind so ein Thema. Über Jahrzehnte hinweg waren sie die Währung im SEO, das Maß aller Dinge, wenn es um Sichtbarkeit in Suchmaschinen ging. Doch AI-basierte Modelle wie ChatGPT, Gemini, Google AI Overviews oder Perplexity verändern gerade unter unseren Augen die Spielregeln. Und die Frage, die sich wirklich jeder stellt, lautet: Zählen Links in dieser neuen Realität überhaupt noch – und wenn ja, welche?
Ich habe mich tief durch Datenmengen gegraben – über 35.000 Einzelwerte – und versucht herauszufinden, ob Backlinks weiterhin der Motor für Sichtbarkeit in AI-generierten Antworten sind. Die Erkenntnisse haben mich selbst überrascht. Manche Dinge bestätigen das Bauchgefühl, anderes bricht mit Überzeugungen, die wir über Jahre fast schon dogmatisch hingenommen haben.
Das Fundament: Wie die Analyse aufgebaut war
Zusammen mit einem großen Datentool habe ich 1.000 Domains untersucht. Es ging dabei nicht einfach nur darum, ob sie irgendwo ranken, sondern ob sie in AI-Antworten als Quelle zitiert oder erwähnt werden. Das war der Dreh- und Angelpunkt: Wer taucht auf, wenn ChatGPT etwas beantwortet? Welche Domains fließen in die Antworten von Perplexity ein? Und wie gewichten die verschiedenen Modelle Links?
Getestet habe ich gegen eine Reihe klassischer Backlink-Signale:
- Gesamte Zahl der Backlinks
- Anzahl unterschiedlicher verlinkender Domains
- DoFollow vs. Nofollow
- Autoritätsscores
- Textlinks vs. Bildlinks
Was dabei herauskam, war ein ganzes Bündel an Mustern – aber im Grunde lassen sie sich auf vier zentrale Aussagen verdichten.
Takeaway 1: Autorität hilft – aber ist nicht alles
Natürlich war es keine Überraschung, dass Autorität eines der größten Signale ist. Je stärker eine Domain, desto eher taucht sie in AI-Antworten auf. Aber – und das ist entscheidend – es gibt eine Art Schwellenwert. Unten im Mittelfeld bringt dir jeder zusätzliche Link kaum mehr Montur. Erst wenn du jenseits einer gewissen Grenze an Autorität kommst, schießt dein Anteil an AI-Zitaten sichtbar nach oben. Das Ganze ist also weniger linear als staffelartig.
Interessant war auch: Es sind nicht die absoluten Backlink-Massen, die zählen, sondern die Vielfalt. Also besser zehn verschiedene Domains, die dich erwähnen, statt hundert Links nur von ein- und derselben Seite.
Takeaway 2: Qualität schlägt Quantität
Das klingt fast banal, aber die Daten sind eindeutig. Qualitative Backlinks – zusammengefasst in Scores wie „Authority Score“ – zeigten die mit Abstand stärksten Korrelationen mit AI-Erwähnungen. Spannend fand ich: Sogar ChatGPT selbst gewichtet diese Qualität extrem hoch, wenn man es ohne Suchfunktion nutzt. Das war vorher so gar nicht auf meinem Radar.
Die größten Sprünge siehst du, sobald du den Bereich der oberen 10–20% erreichst. Wer es dorthin schafft, vervielfacht seine Chancen, in AI-Antworten aufzutauchen drastisch. Vorher wirkt alles eher wie ein Kampf gegen Windmühlen.
Takeaway 3: Nofollow-Links sind keine schwachen Links mehr
Hier war ich wirklich baff: Nofollow-Links tragen fast genauso viel Gewicht wie klassische Follow-Links. In manchen Modellen wie Gemini oder ChatGPT sogar noch mehr. Für uns SEOs ist das ein Paradigmenwechsel. Jahrelang galt nofollow als „nett für Traffic – aber SEO-technisch irrelevant“. Diese Zeiten sind vorbei.
Und das hat eine praktische Konsequenz: Es lohnt sich enorm, auch solche Chancen mitzunehmen, die traditionell „nofollow“ markieren – sei es aus Foren, Kommentaren oder großen Plattformen, die standardmäßig auf nofollow setzen.
Natürlich kannst du nicht erwarten, dass jeder nofollow sofort Wunder wirkt. Aber die Schwellenmechanik, die wir zuvor bei Autorität sahen, gilt hier auch. Erst ab einem bestimmten Level häufen sich die Effekte. Wer aber ganz bewusst viele hochwertige nofollow-Platzierungen aufbaut, hat real messbare Chancen, häufiger in AI-Ergebnissen aufzutauchen.
Takeaway 4: Bildlinks sind echte Schwergewichte
Ein blind spot, den viele noch haben: Bilder-Links. Also Verlinkungen, die über eingebundene Grafiken oder Logos laufen – oft mit Alt-Text. Diese Art Verweise korreliert zum Teil sogar stärker mit AI-Erwähnungen als Textlinks. Besonders Modelle wie Perplexity und Search-GPT scheinen darauf stark anzuspringen.
Spannend dabei: Solche Links entfalten ihren Hebel vor allem bei Domains, die ohnehin schon eine gewisse Grundautorität mitbringen. Bist du ganz am Anfang, verpufft ein Bildlink meist. Ab dem mittleren Bereich aber wird er fast zum Turbo. Das macht sie gerade für Brands spannend, die visuell stark sind – und deren Logos auf vielen Seiten eingebettet sind.
Ein paar persönliche Beobachtungen dazu
Aus meiner eigenen Praxis heraus sehe ich das ähnlich: Sobald dein Branding konsistent genug ist, dass andere dein Logo, deine Infografiken oder Studien einbinden, fällt das auf. Diese Art Backlink wirkt in gewisser Weise wie eine Mischung aus Reputation + klassischem SEO-Signal. Du siehst an den AI-Ausgaben plötzlich dein Logo oder wirst durch die eingebettete Bildquelle indirekt zitiert. Für starke Marken ist das pures Gold.
Was das für dich heißt
Wenn man das alles zusammennimmt, ergibt sich ein Bild, das nicht mehr in das alte „mehr Links, mehr Rankings“-Schema passt. Stattdessen:
- Diversität und Verteilung sind wichtiger als absolute Zahlen
- Nofollow nicht ignorieren – sie sind echte Treiber in AI-Ergebnissen
- Bilder als Chance nutzen – insbesondere wenn du bereits eine gute Basis hast
- Qualität dimensioniert die Wirkung, nicht die Masse
Es fühlt sich fast so an, als hätte sich das Spielfeld Richtung „digitale Reputation“ verschoben. Backlinks sind nicht länger stumpfe Währung, sondern Teil eines größeren Trust-Geflechts, das auch AI-Modelle respektieren. Und genau dort gilt es anzusetzen: Lieber weniger, aber klüger investieren. Von Presseerwähnungen bis hin zu visuellen Assets, die geteilt werden können – du musst Futter liefern, das andere nutzen wollen.
Ein letztes Wort
Was ich dir nach all den Daten mitgeben möchte: Es gibt keine eine magische Metrik mehr. Backlinks sind weiterhin relevant, aber ihr Gewicht hängt davon ab, wie sie aussehen und in welchem Kontext sie stehen. AI-Modelle sind weniger „mathematisch binär“ wie klassische Suchalgorithmen, sondern greifen Muster breiterer Relevanz auf.
Heißt für dich: Statt hinter jeder einzelnen Verlinkung herzulaufen, solltest du dir überlegen, welchen Gesamteindruck dein Linkprofil und deine Marke erzeugen. Genau dieser Eindruck entscheidet, wo du im AI-gesteuerten Suchuniversum auftauchst – oder eben nicht.














