AEO oder GEO Mythos: SEO Grundregeln entlarvt

Tom Brigl  –

Veröffentlicht:

22.10.2025,

Letzte Aktualisierung:

22.10.2025
Inhaltsverzeichnis

Die Diskussion um die Weiterentwicklung von SEO ist wieder in vollem Gange. Viele sprechen heute von AEO (Answer Engine Optimization) oder GEO (Generative Engine Optimization) – Begriffe, die fast wie futuristische Konzepte klingen. Doch wenn man genauer hinschaut, stellt sich die Frage: Handelt es sich hierbei wirklich um etwas Neues, oder erleben wir einfach nur eine Neuinterpretation altbewährter SEO-Prinzipien?

Aus meiner Erfahrung tendieren Diskussionen wie diese oft dazu, technische Veränderungen überzubewerten, während die eigentlichen Grundprinzipien stabil bleiben. Genau das zeigt sich auch hier: Ein tiefer Blick in aktuelle Empfehlungen – insbesondere von großen Suchmaschinen wie Bing – offenbart, dass vieles, was als neu verkauft wird, längst zum Werkzeugkasten erfahrener SEOs gehört.

Der Kern: Wie KI Inhalte versteht

Eine der auffälligsten Veränderungen betrifft die Art, wie Suchmaschinen mit Inhalten umgehen. Statt komplette Seiten linear zu lesen, zerlegen KI-Systeme sie in kleinere, semantisch zusammenhängende „Chunks“. Dieses Vorgehen nennt man „Chunking“.

Das klingt modern, ist aber tatsächlich nichts Revolutionäres. Schon 2020 führte Google das sogenannte „Passage Ranking“ ein – ein Algorithmus, der innerhalb einer Seite einzelne Abschnitte identifiziert, die für eine spezifische Suchanfrage relevant sind. Das Ziel war, den berühmten „Satz tief im Text“ zu finden, der genau die Frage des Nutzers beantwortet.

Wenn du also dein Content-Marketing oder deine SEO-Strategie darauf ausrichtest, Informationen klar gegliedert, verständlich und in voneinander abgrenzbaren Abschnitten zu präsentieren, arbeitest du längst nach den Prinzipien, die heute unter „AEO“ vermarktet werden.

Ein paar einfache, aber nützliche Regeln dabei:

  • Verwende Zwischenüberschriften, die eigenständig Sinn ergeben.
  • Formuliere Absätze so, dass sie jeweils eine abgeschlossene Aussage enthalten.
  • Stelle sicher, dass jeder Themenblock logisch mit dem nächsten verbunden ist.

Ich habe in Projekten gesehen, wie schon kleine Strukturverbesserungen – etwa das Aufbrechen langer Textwüsten – zu erheblich besseren Ergebnissen geführt haben. Suchmaschinen (und Leser übrigens auch) lieben Ordnung im Chaos.

Titel, Überschriften und Meta-Informationen: Alte Bekannte

Bing betont in seinem aktuellen Leitfaden, dass Title-Tags, Meta-Descriptions und H1-Überschriften weiterhin entscheidend sind. Für KI-Systeme seien sie quasi „Ankerpunkte“, um den Sinn einer Seite schnell zu erfassen.

Klingt vertraut? Genau. Diese Elemente sind das Fundament jeder klassischen SEO-Arbeit. Was sich geändert hat, ist maximal die Art und Weise, wie deren Bedeutung kommuniziert wird – nicht die Bedeutung selbst.

Ich kenne viele, die sich jahrelang gefragt haben, ob Metadaten überhaupt noch eine Rolle spielen. Aber Fakt ist: Sie tun es. Es sind schlichtweg die klarsten, strukturiertesten Hinweise, die du einer Suchmaschine geben kannst.

Eine präzise, menschlich formulierte Meta-Beschreibung beeinflusst nicht nur das Ranking indirekt, sondern auch die Klickwahrscheinlichkeit massiv. Und Letzteres bleibt einer der stärksten Hebel überhaupt.

Informationsstruktur: Listen, Tabellen und Klarheit

Immer wieder unterstreichen Suchmaschinen die Bedeutung strukturierter Daten. Dabei geht es nicht nur um Schema.org-Markup oder JSON-LD, sondern auch um strukturierte Inhalte im visuellen Sinne.

Listen, Tabellen und Aufzählungen helfen sowohl Usern als auch Maschinen, Zusammenhänge inhaltlich zu begreifen. Und ja, auch das ist kein Novum. Schon in den frühen 2010er Jahren galt „visuelle Strukturierung“ als Erfolgsfaktor – nicht wegen KI, sondern wegen Lesbarkeit. Heute erleben diese Formate einen zweiten Frühling, weil sie auch für LLMs (Large Language Models) leicht interpretierbar sind.

Ein schönes Beispiel aus meiner Praxis: Ein Kunde in der Finanzbranche stellte Kursinformationen bislang nur in Fließtexten dar. Erst durch die Umwandlung in klar strukturierte Tabellen stiegen sowohl die Rankings als auch die Absprungrate sank deutlich.

Es geht im Kern um Disambiguierung, also das Auflösen von Mehrdeutigkeiten: Ein System muss verstehen, dass „Apple“ hier ein Unternehmen und nicht eine Frucht ist. HTML hilft dabei enorm – etwa durch die korrekte Nutzung von H-Tags, Listen und Tabellen.

Fragen und Antworten: Das Comeback des Q&A-Formats

Bing empfiehlt außerdem, Inhalte in Form von Frage-Antwort-Paaren zu strukturieren. Das spiegelt den Nutzungsstil heutiger Suchanfragen wider: Menschen stellen immer häufiger direkte Fragen, und KI-Systeme suchen präzise Antworten.

Das Q&A-Prinzip ist ebenfalls nicht neu. Schon Googles Featured Snippets, 2014 eingeführt, basierten genau darauf. Der Trick besteht darin, Fragen zu wählen, die Nutzer wirklich stellen – und sie kurz, faktisch und ohne Umschweife zu beantworten.

Ein kleiner, aber wichtiger Tipp:
Wenn du eine FAQ-Sektion schreibst, frag dich jedes Mal, ob deine Antwort auch ohne Kontext verstanden werden kann. Lange, ausufernde Erklärungen sind kontraproduktiv – KI-Systeme (und Leser) verlieren dabei den roten Faden.

Aber Vorsicht: Wer nur aus SEO-Gründen pseudorelevante Q&A-Seiten baut, riskiert Abwertung. Google wertet inzwischen Inhalte ohne Mehrwert oder eigene Einsicht ähnlich kritisch wie Spam.

Qualität vor Quantität

Ich selbst habe bei mehreren Content-Audits gesehen, dass genau solche Formate – wenn sie sorgfältig erstellt werden – extrem stark performen. Allerdings nur, wenn sie echten Nutzwert bieten. Eine bloße Wiederholung bekannter Fakten oder KI-generierter Allgemeinplätze bringt nichts. Was zählt, ist die Nutzernähe der Antwort.

Klarheit durch Semantik: Präzision als Erfolgsfaktor

Ein weiterer, immer wieder auftauchender Punkt sind semantische Präzision und sprachliche Klarheit. Bing mahnt: Meide vage Begriffe wie „innovativ“, „modern“ oder „bahnbrechend“.

Warum? Solche Attribute sagen inhaltlich wenig. Wenn du stattdessen messbare Fakten nennst – etwa „Energieverbrauch 20 % niedriger als der Branchenstandard“ – schaffst du Verständlichkeit für Mensch und Maschine.

Das gilt besonders, wenn du Produkte beschreibst. Eine Aussage wie „leiser Geschirrspüler“ ist für ein Modell wenig greifbar. „42 dB Geschirrspüler für offene Küchen“ hingegen liefert messbaren Kontext.

Diese Denkweise ist übrigens auch in der klassischen SEO-Optimierung zentral: Präzise Sprache sorgt für Relevanzsignale – etwas, das Algorithmen seit Jahren bevorzugen. Im Zeitalter der KI, wo Suchsysteme selbst inhaltlich interpretieren, gewinnt das nur noch mehr Gewicht.

Ein weiterer Punkt, den man leicht vergisst: semantische Sauberkeit betrifft nicht nur Wörter, sondern auch Code. Überflüssige Symbole oder Dekorationen wie Pfeile oder Sterne können die Lesbarkeit der Datenstruktur stören. Ich sehe das oft bei Seiten, die durch visuelle „Aufhübschung“ eher Verwirrung schaffen als Mehrwert.

Ein unerwartetes Geständnis: Bing bekennt sich zur klassischen SEO

Interessanterweise bestätigt Bing in seinem eigenen Ratgeber, dass klassische SEO-Grundlagen weiterhin Gültigkeit haben.
Die Formulierung „Ob du es GEO, AIO oder SEO nennst – Fundament bleibt Fundament“ fasst es perfekt zusammen.

Diese Aussage entlarvt viele aktuelle Debatten als semantisches Rebranding: Was früher Suchmaschinenoptimierung hieß, nennt man nun „KI-Sichtbarkeitsoptimierung“. Tatsächlich geht es nach wie vor darum, verstanden, gefunden – und ausgewählt – zu werden.

Genau hier liegt die Brücke zu zukünftigen Entwicklungen: KI ist kein Ersatz für SEO, sondern eine neue Bühne für dieselben Prinzipien.

Fazit: GEO/AEO ist nur SEO mit anderem Namen

Suchmaschinen wie Google und Bing nutzen KI schon lange. RankBrain, BERT oder MUM sind nur Meilensteine auf dieser Reise. Wer also seine Inhalte heute auf „AI Visibility“ trimmt, folgt zwangsläufig denselben Mechanismen, die gute SEOs seit Jahren anwenden:

  • Verständliche, gegliederte Inhalte präsentieren.
  • Semantische Relevanz schaffen.
  • Sprache präzise, nutzerzentriert und messbar einsetzen.
  • Technische Strukturen korrekt pflegen.

Wenn du das schon tust – Glückwunsch. Du betreibst schon AEO, ohne es zu wissen.

Ich persönlich halte es für gesund, wenn die Branche diese Diskussion führt. Sie zwingt uns alle, alte Grundsätze neu zu überdenken und zu verfeinern. Vielleicht ist AEO also weniger eine neue Disziplin als eine Erinnerung daran, was gutes SEO immer war: Inhalte, die Maschinen verstehen und Menschen schätzen können.

Und genau darin liegt die eigentliche Erkenntnis dieser Debatte – überraschend bodenständig, aber brandaktuell.

Tom Brigl

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