Rankings ade: So bleibst du in der KI Suche sichtbar

Tom Brigl  –

Veröffentlicht:

26.11.2025,

Letzte Aktualisierung:

26.11.2025
Inhaltsverzeichnis

Wir alle kennen das Gefühl, wenn sich ein vertrautes System verändert und die alten Regeln einfach nicht mehr greifen. Genau das passiert gerade mit dem Suchverhalten im digitalen Raum. Die Art, wie Menschen Informationen finden, hat sich durch generative KI und sogenannte „AI Search“ radikal gewandelt. Rankings, wie du sie aus klassischen SERPs kennst, verlieren ihren Wert. Ganz ehrlich – die Zeiten, in denen du dein SEO-Ergebnis an Platz 1, 2 oder 3 festmachen konntest, sind vorbei.

Wenn Rankings verschwinden – was bleibt zu messen?

Früher war Sichtbarkeit messbar: du hattest klare Positionen in der Google-Suche, Klickzahlen, Impressionen, CTR. Heute allerdings werden Nutzende nicht mehr auf zehn blaue Links geführt, sondern bekommen direkte Antworten – oft generiert von Sprachmodellen oder Suchagenten wie Perplexity, ChatGPT oder der neuen „AI Mode“-Darstellung in Google. Die klassische Logik „mehr Ranking gleich mehr Traffic“ greift nicht mehr.

Die Kernfrage lautet deshalb: Wie beweist du Sichtbarkeit, wenn traditionelle Rankings nicht existieren? Die Antwort liegt darin, deine Perspektive zu ändern – weg von Rankings, hin zu Relevanz in kontextuellen, KI-getriebenen Antworten. Das klingt erstmal vage, aber lass es mich erklären.

Vom deterministischen zum stochastischen Denken

In der bisherigen SEO-Welt war alles sehr deterministisch: Keyword → Ranking → Klick → Conversion. In der neuen Realität solltest du eher stochastisch denken – also mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten. KI-Systeme liefern keine festen Rankings, sondern generieren Antworten situativ. Was du beeinflussen kannst, ist die Wahrscheinlichkeit, in diese Antworten einzufließen. Deine Inhalte müssen von der KI als relevant, strukturiert und vertrauenswürdig bewertet werden.

Es ist fast so, als würdest du mit einer neuen Art von Kunde sprechen – nicht mit dem Menschen direkt, sondern mit dem „AI-Kunden“, der Antworten auswählt und formuliert. Diese Entitäten, seien es Modelle oder Suchagenten, „lesen“ dein Web so, wie Crawler das einst taten. Nur viel semantischer.

Die neue Grundlage: Intent über Keywords

Wenn du bisher klassisch SEO betrieben hast, war Keyword-Fokus selbstverständlich. Heute verschiebt sich der Fokus radikal zu Intent Mapping. Das bedeutet, du zerlegst Suchabsichten in kontextuelle Ebenen:

  • Was will der Nutzer wirklich lösen, verstehen oder entscheiden?
  • Wie drückt sich das Problem in unterschiedlichen Formulierungen aus?
  • Welche Erfahrung oder welchen „Standpunkt“ sucht er in einer Antwort?

Stell dir vor, jemand fragt nicht mehr „bester CRM-Vergleich 2025“, sondern bittet eine KI: „Welches CRM-System ist am besten für skalierende SaaS-Unternehmen geeignet, die über 50 Mitarbeiter haben?“ – das ist keine Keyword-Suche mehr, sondern ein Kontextprofil. Dein Ziel ist, in diesen Antwortkontexten stattzufinden.

Der sichtbare Wert: Exposure-Metriken jenseits von SERPs

Vielleicht hast du früher Reports erstellt mit Position 1–10, CTR, organischem Traffic – das wird künftig zu einer historischen Kategorie. Was du heute brauchst, ist eine Metrik, die etwas anderes misst: die Sichtbarkeit deiner Marke oder Inhalte in AI-Generated Answers (AEO – AI Engine Optimization).

Natürlich sind Tools und Methoden dafür noch im Aufbau. Aber erste Modelle zeigen, dass du über APIs oder AI-Response-Analysen sehen kannst, welche Domains oder Autoren in generativen Antworten erwähnt oder zitiert werden. Das kann eine Art „AI Visibility Index“ sein.

Aus meiner Erfahrung macht es außerdem Sinn, indirekte Messpunkte einzurichten:

  • Steigt oder fällt dein Brand Traffic trotz gleichbleibender Kampagnen?
  • Gibt es Zunahmen an Erwähnungen deines Unternehmens in AI-Ergebnissen oder Quellenlisten?
  • Wie entwickelt sich das Verhältnis zwischen organischer Suche und direktem Traffic?
  • Wie häufig zitiert dich ChatGPT (oder ähnliche Modelle) bei produkt- oder branchenspezifischen Themen?

Manchmal kannst du so sehen, dass dein Einfluss wächst – auch wenn kein klassisches Ranking sichtbar ist.

Ein neues Framework für Sichtbarkeit

Im Kern geht es um drei Schichten, die du künftig messen und optimieren kannst:

  1. Exposure – Wie oft und in welchen Themengebieten tritt deine Marke in AI-Ergebnissen auf?
  2. Engagement – Interagieren Nutzer anschließend mit deiner Webseite, deinem Content oder deinen Produkten?
  3. Authority – Wird dein Unternehmen oder deine Expertise als valide Quelle erkannt? (Das ist das „E“ in E‑E‑A‑T, noch relevanter als zuvor.)

Dieses Framework kannst du mit Daten aus Crawlern, Mention-Analysen, logischen Query-Beispielen und Modell-Feedback kombinieren. Es ist weniger präzise als frühere Keyword-Tabellen, aber liefert strategisch viel mehr Aussagekraft.

Der kulturelle Wechsel: von Kontrolle zu Vertrauen

Die wohl größte Herausforderung dabei ist mentaler Natur. Viele Marketing-Teams möchten weiterhin kontrollieren, auf welchem Platz sie stehen. Das gibt Sicherheit. Doch KI-basierte Suche zwingt dich zu einer anderen Haltung – du optimierst nicht für Positionen, sondern für Relevanz und Glaubwürdigkeit in offenen Modellen.

Das lässt sich mit Markenführung vergleichen: du kannst nicht erzwingen, was andere über dich sagen, aber du kannst beeinflussen, welches Narrativ sich etabliert. Genau das passiert auch hier – nur dass die Gesprächspartner jetzt Algorithmen sind, die Inhalte konsumieren und verketten.

Wie du Sichtbarkeit also wirklich messen kannst

Vielleicht fragst du dich: Wie setze ich das praktisch um? Ich empfehle dir drei Wege, die sofort wirken können:

1. Machine‑Readability deiner Seitenstruktur verbessern

KI‑Systeme ziehen sich bevorzugt Inhalte, die sauber strukturierte Informationen haben. Nutze deshalb:

  • Schema Markup (Produkt, FAQ, Review, Person, Organisation usw.)
  • Übersichtliche semantische Hierarchien: H1–H3, Listen, klare Bullet Points
  • Erklärende Passagen mit klaren Definitionen und Ergebnissen, nicht nur Marketingsprech

Aus meiner Praxis: Je sauberer deine semantische Sprache, desto häufiger wirst du von Sprachmodellen korrekt zitiert. Ein Modell „entscheidet“ sich leichter für dich, wenn deine Information eindeutig und verständlich ist.

2. Intent-Mapping-Modelle aufbauen

Erstelle eine Matrix aus Themen-Intents, Content-Typen und genutzten Formulierungsmustern. So erkennst du, wo du eventuell „unsichtbar“ bist. Zum Beispiel:

  • Informationell – erklärende Ratgeber & Definitionsseiten
  • Transaktional – Vergleiche, Tool-Verzeichnisse
  • Inspirativ – Trendberichte, Case Studies
  • Evaluativ – Detaillierte Argumentationen (besonders wichtig für B2B-Modelle)

Wenn du erkennst, dass du in evaluativen Antworten kaum vorkommst, solltest du dort gezielt Inhalte ausbauen. Die KI berücksichtigt kontextuelle Vielfalt.

3. Micro‑Monitoring für AEO (AI Engine Optimization)

Mehrere Unternehmen experimentieren mit Tools, die Antworten von ChatGPT, Perplexity oder Gemini auslesen, um zu sehen, ob Deine Marke genannt wird. Diese Daten sind noch unvollkommen, aber du kannst eigene Skripte oder APIs nutzen, um regelmäßig bestimmte Abfragen zu testen.

Wenn du zum Beispiel merkst, dass Perplexity bei „beste KI‑SEO‑Plattformen“ dein Produkt aufführt, aber ChatGPT nicht, ist das ein messbarer Unterschied, an dem du arbeiten kannst. Solche Vergleichsreihen liefern erste Kennzahlen für AI Visibility.

Was du nicht mehr tun solltest

Viele Teams verlieren aktuell Zeit damit, klassische Keyword-Reports nachzubauen. Doch ein „Keyword Ranking Chart“ ist nutzlos, wenn es kein Ranking gibt. Stattdessen solltest du:

  • Die Datenqualität deiner Inhaltsbibliothek bewerten (Semantik, Autorität, Aktualität)
  • Predictive Metriken über Search Intent Forecasts nutzen
  • Kontextuelle Erwähnungen

Tom Brigl

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