Manchmal überschlagen sich die Ereignisse, und du merkst gar nicht, wie sich die SEO-Welt wieder ein Stück weiterdreht. Diese Woche war genau so eine – eine Mischung aus technologischen Sprüngen, strategischen Zügen und Werkzeugen, die unser tägliches Arbeiten verändern. Es geht um künstliche Intelligenz, neue Reporting-Ansätze und eine milliardenschwere Übernahme, die zeigt: Suchmaschinenoptimierung ist längst kein Nischenthema mehr, sondern zentraler Bestandteil der Marketinglandschaft.
Gemini 3: Googles neues KI-Zugpferd startet direkt in der Suche
Google hat mit Gemini 3 Pro ein Update veröffentlicht, das erstmals zeitgleich mit seinem Launch direkt in den „AI Mode“ der Google Search integriert wurde. Bisher kamen neue Modelle oft schrittweise – aber jetzt greift Google sofort in die reale Sucherfahrung ein. Wenn du also in den USA „Thinking“ im Modell-Drop-down auswählst, läuft bereits Gemini 3 Pro im Hintergrund. Das Ganze ist zunächst für Abonnenten der Gemini Pro- oder Ultra-Stufen verfügbar, soll aber bald allen Nutzern offenstehen.
Das Modell steckt in mehreren Produkten: in der Gemini‑App, AI Studio, Vertex AI und der firmeneigenen Antigravity‑Plattform. Dazu liefert es neue interaktive Layouts – etwa kleine Werkzeuge, Tabellen oder dynamische Simulationen – statt reiner Textantworten. Google will, dass du künftig weniger klickst, weil die Antwort direkt „aktiv“ wird, aber gleichzeitig bleibt der Content, auf dem diese Ergebnisse basieren, natürlich entscheidend.
Was bedeutet das für dich als SEO?
Ganz ehrlich, das ändert vieles. Bislang konntest du abschätzen, wann ein Snippet oder Featured Result deine Klickrate beeinträchtigt. Jetzt entscheidet Google situativ, ob es deine Inhalte als Datenquelle in einer Art interaktivem Modul präsentiert. Ich beobachte das mit gemischten Gefühlen: Einerseits bringt es wertvolle Sichtbarkeit, andererseits schmelzen klassische Klicks weiter dahin.
Spannend fand ich, was Mordy Oberstein dazu meinte – für ihn ist Gemini 3 der nächste logische Schritt hin zu einem Sucherlebnis, das nicht mehr aus zehn blauen Links besteht, sondern aus einem Mix aus Text, Video, Tools und direkter Quellansprache. Da steckt was drin. Wenn Google jetzt zusätzlich überlegt, komplexe Fragen automatisch an Gemini 3 zu routen, dann verschiebt sich die Grenze zwischen Suche, Chat und Applikation weiter.
Ich würde dir raten, deine Inhalte so zu strukturieren, dass sie maschinenlesbar und modular sind: klar definierte Abschnitte, Daten in Tabellen, FAQ-Blöcke. So erhöhst du die Chance, dass dein Content in diesen neuen Oberflächen landet – auch ohne klassischen Klick.
Suchanalyse trifft auf Kontext: Custom Annotations in der Search Console
Ein stiller, aber großartiger Schritt: Google hat in der Search Console die Möglichkeit eingeführt, eigene Annotationen in Performance‑Reports zu setzen. Du kannst also direkt in der Traffic‑Kurve vermerken, wann du z. B. eine neue Template‑Version ausgerollt oder ein größeres Content‑Update veröffentlicht hast.
Pro Property sind bis zu 200 Einträge möglich, die nach 500 Tagen automatisch gelöscht werden. Jeder, der Zugriff auf die Property hat, sieht die Einträge – das ist Segen und Risiko zugleich. Aber gerade für größere Teams ist das eine echte Erleichterung.
Warum das praktisch ist
Du kennst das: Wochen später willst du herausfinden, warum der Traffic Mitte September plötzlich sank. War’s der Core Update‑Rollout, oder hast du das Menü überarbeitet? Statt Slack‑Nachrichten durchzuscrollen oder in Jira‑Tickets zu stöbern, siehst du jetzt direkt im Chart, was passiert ist. Buchstäblich Kontext auf einen Klick.
Einige SEOs meinten, die Einführung komme genau zur rechten Zeit. Nachdem Google jüngst Funktionen wie #100 deaktiviert hat, war die Datenlage unübersichtlicher. Jetzt kannst du Sprünge wieder sauber kommentieren. Ich selbst plane schon, damit Redesigns und technische Deployments zu markieren – das spart Diskussionen.
Adobe kauft Semrush – ein Paukenschlag für die Branche
Fast beiläufig wurde diese Woche eine Nachricht verkündet, die man zweimal lesen musste: Adobe übernimmt Semrush für rund 1,9 Milliarden Dollar in bar. 12 Dollar pro Aktie – das entspricht einem Aufschlag von etwa 77 Prozent gegenüber dem vorherigen Kurs. Semrush‑Aktien schossen sofort in die Höhe, und es ist klar: Adobe meint es ernst mit seinem Ausbau der Digital‑Experience‑Sparte.
Semrush wird künftig Teil der „Digital Experience Cloud“ – also neben Adobe Analytics und dem Experience Manager positioniert. Der Deal soll in der ersten Jahreshälfte 2026 durch sein, sofern Wettbewerbshüter und Aktionäre zustimmen.
Einordnung und Ausblick
Das klingt erst mal nach Finanznachricht, ist aber weit mehr. Adobe verstärkt sich gezielt in einem Bereich, der Schnittstelle zwischen Sichtbarkeit und Performance‑Daten heißt. Semrush war zuletzt ohnehin dabei, über reine SEO‑Metriken hinauszugehen: Markt- und Markenanalyse, AI‑Assistant‑Tracking, Cross‑Channel‑Monitoring. Damit passt das Produkt ideal in Adobes Strategie, alle Touchpoints einer Marke gemeinsam auszuwerten.
Einige Experten meinten, das sei ein Beweis, wie stark SEO‑Intelligenz inzwischen bewertet wird. Eli Schwartz formulierte es so: nicht die Sichtbarkeit selbst ist wertvoll, sondern was danach passiert – also Konversion, Kundenerlebnis, Attribution. Und Adobe besitzt genau die Tools, um diese Brücke zu schlagen.
Ich sehe hier zwei Effekte: Einerseits rücken SEO‑ und Analyse‑Teams noch enger zusammen. Andererseits könnte sich die Preisstruktur verändern, wenn Semrush stärker in die Enterprise‑Logik eingegliedert wird. Für kleine Agenturen könnte das den Markt weiter öffnen für schlankere Alternativen. Für große Marketingabteilungen hingegen wird die Integration mit bestehenden Adobe‑Systemen wohl ein Segen.
Neuer Filter für Markenanfragen: Branded vs Non‑Branded Traffic
Google hat seiner Search Console einen weiteren Aha‑Moment spendiert: Einen Branded‑Queries‑Filter, der automatisch zwischen Marken- und Nicht‑Marken‑Anfragen unterscheidet. Endlich! Denn wer regelmäßig Reporting macht, kennt die Mühe, diese Abfragen manuell zu trennen – bisher oft über komplizierte Regex‑Filter.
Der neue Filter sitzt direkt unter „Nach Abfrage filtern“ und funktioniert für Web‑, Bild‑, Video- und News‑Suche. Zusätzlich zeigt ein Insights‑Kärtchen, wie sich Klicks zwischen Marken- und Nicht‑Marken‑Traffic aufteilen.
Das System erkennt Markenvarianten mithilfe von KI – inklusive Schreibfehlern, Übersetzungen und Produktnamen, die eindeutig zu deiner Marke gehören. Das klingt simpel, ist aber eine echte Zeitersparnis.
Was du damit anstellen kannst
Endlich lässt sich bestimmen, ob dein SEO‑Wachstum aus neuer Reichweite kommt oder einfach vom Markeninteresse lebt. Non‑Branded Traffic spiegelt Entdeckung, Branded Traffic Bekanntheit. Wenn du ab jetzt Kampagnen fährst – etwa neue Inhalte oder PR‑Aktionen – kannst du genau sehen, wo das Wachstum stattfindet.
Interessant finde ich auch den technischen Aspekt: Google’s Klassifikation basiert vollständig auf automatischer Mustererkennung. Mags Sikora lobte, dass dadurch Tippfehler, Lokalisierungen oder subtile Produktbezüge berücksichtigt werden. Natürlich gibt das System nicht immer 100 Prozent richtig aus; es bleibt maschinelles Lernen. Aber effektiv nimmst du dir viel manuelle Arbeit ab.
Für mich persönlich ist das fast wichtiger als die Annotations‑Funktion – denn es verschiebt den Fokus auf echte Wirkung: Wachstum außerhalb der eigenen Markenblase.
Ein roter Faden: Wie sich KI‑Suche erklären lässt
Wenn man die Ereignisse dieser Woche zusammenschaut, gibt es ein Thema, das sich durchzieht: Transparenz in einer Zeit dynamischer KI‑Suche. Gemini 3 verändert, wie Inhalte präsentiert werden. Die neuen Search‑Console‑Funktionen verändern, wie du diese Veränderungen nachvollziehen und reporten kannst. Und Adobes Semrush‑Kauf zeigt














