KI Suche: Übersetzte Websites sichern 327 Prozent mehr Sichtbarkeit

Tom Brigl  –

Veröffentlicht:

20.11.2025,

Letzte Aktualisierung:

20.11.2025
Inhaltsverzeichnis

KI-Suche verändert die Spielregeln: Warum übersetzte Websites ein massives Sichtbarkeitsplus haben

Künstliche Intelligenz hat die Art und Weise, wie Suchmaschinen Ergebnisse liefern, tiefgreifend verändert. Wenn du dich fragst, warum deine Website in den neuen „AI Overviews“ von Google kaum auftaucht, liegt die Antwort eventuell in der Sprache – oder besser gesagt: in deren Vielfalt. Neue Daten zeigen, dass übersetzte Websites bis zu 327 % mehr Sichtbarkeit erzielen. Das ist kein kleiner Unterschied, sondern ein struktureller Wandel in der Suchlogik von morgen.


Wie sich die Suche durch KI verändert

Früher war Suchmaschinenoptimierung eine Frage von Keywords, Backlinks und technischer Struktur. Heute kommt etwas Neues ins Spiel: AI Overviews. Diese Zusammenfassungen, die Google automatisch generiert, präsentieren nicht länger einfach zehn Links auf der ersten Seite, sondern antworten direkt – und zitieren Quellen nur, wenn sie von der KI als wertvoll erachtet werden.

Wenn du also eine Website hast, die nur auf Deutsch existiert, und jemand stellt die gleiche Frage auf Englisch, Französisch oder Spanisch – dann passiert oft etwas Unerwartetes: Deine Inhalte tauchen schlicht nicht auf. Stattdessen verlinkt die KI andere Quellen oder zeigt deinem potenziellen Besucher sogar Googles eigene Übersetzung deiner Seite – auf einer Proxy-Domain, die dir keinen einzigen Besucher bringt. Das ist so, als würdest du in einem Restaurant zwar das beste Gericht kochen, aber der Kellner überreicht es einem anderen Gast im Nachbarhaus.

Diese Entwicklung hat viele Websitebetreiber kalt erwischt. Eine neue Untersuchung zeigt, wie stark die Auswirkungen tatsächlich sind.


Was die Untersuchung ergab

Um das einmal klar zu sehen, wurden zwei Gruppen von Websites untersucht – und zwar spanische Seiten aus Spanien und Mexiko. Eine Gruppe hatte keine englische Übersetzung, die andere schon.

Ergebnis Nummer 1: Seiten ohne Übersetzung tauchten in nicht-spanischen Suchanfragen fast gar nicht auf.

Ergebnis Nummer 2: Seiten mit Übersetzung wurden bis zu 327 % öfter von KI-Systemen wie Googles AI Overviews und ChatGPT genannt.

Das heißt: Eine Website, die ihre Inhalte lediglich in einer Sprache anbietet, verliert dramatisch an Reichweite, sobald Nutzer über KI-gestützte Suchsysteme recherchieren, statt klassische Suchergebnisse durchzublättern.


Nicht-übersetzte Websites: fast unsichtbar

Schauen wir das konkrete Zahlenbeispiel an:
98 spanische Websites ohne Englischversion hatten bei spanischsprachigen Suchanfragen rund 17 000 Erwähnungen, bei den entsprechenden englischen Anfragen aber nur gut 2800 – also mehr als viermal weniger Sichtbarkeit.

In Mexiko war das Bild ähnlich: über 12 000 Zitate für Anfragen auf Spanisch, aber nur ungefähr 3400 auf Englisch. AI-Systeme ignorieren also Inhalte, sobald sie nicht in der Sprache der Nutzeranfrage vorliegen.

Selbst ChatGPT – nach wie vor stärker auf Textverständnis trainiert als auf Indexierung – zeigte ein Bias von mehreren Prozentpunkten gegen einsprachige Seiten. Natürlich sind das statistische Werte, aber sie verdeutlichen die Tendenz: Sprache entscheidet über Auffindbarkeit.


Übersetzte Websites punkten auf ganzer Linie

Sobald die gleichen Seiten zweisprachig angeboten wurden, kehrte sich das Verhältnis um.

Spanische Websites mit englischer Übersetzung hatten im Schnitt für dieselben Themen nur noch 20 % Sichtbarkeitsunterschied zwischen Englisch und Spanisch – eine deutliche Verbesserung.

Im Durchschnitt lag die Gesamtzahl der Zitationen um 327 % höher als bei den nicht-übersetzten Versionen. Auch ChatGPT zeigte dann fast keine Bevorzugung mehr zwischen den Sprachen.

Was diese Daten zeigen, ist etwas Tiefgreifendes: Übersetzung wirkt wie ein Verstärker – nicht nur für menschliche Leser, sondern inzwischen auch für Algorithmen.


Warum KI übersetzte Inhalte bevorzugt

Auf den ersten Blick könnte man sagen: klar, je mehr Sprachen, desto mehr Nutzer. Aber es steckt mehr dahinter.

1. Sprachangleichung
KI-Systeme wie Googles Gemini oder ChatGPT priorisieren Inhalte in der Sprache der Suchanfrage. Wenn eine Seite diese Sprache nicht anbietet, wird sie selten als „relevant“ erkannt.

2. Vertrauenssignal
Mehrsprachige Websites wirken für Maschinen lernfähiger und etablierter. Sie zeigen: Hier kümmert sich jemand um Qualität und internationale Nutzer. Das kann – und das ist interessant – sogar bei Rankings in der Ursprungssprache Vorteile bringen.

3. Technische Kontrolle
Eine sauber übersetzte Website verhindert, dass Google Translate oder ähnliche Dienste eine Kopie deines Inhalts zeigen. Das ist keine Kleinigkeit – in vielen Fällen verliert die Originalseite dadurch den gesamten Traffic.

4. Semantische Breite
KI-Modelle beziehen Trainingsdaten aus vielen Sprachen. Ein übersetzter Artikel hat also schlicht eine größere Chance, irgendwo in einem neuronalen „Gedächtnis“ zu landen und wieder als Quelle aufzutauchen.

In Summe heißt das: Wenn du nicht übersetzt, wirst du auch nicht zitiert – zumindest nicht in der Sprache, in der die KI gerade antwortet.


Praxisbeispiel: Der spanische Buchhändler

Ein Beispiel aus der Studie hat mich besonders beeindruckt: Ein großer spanischer Onlinebuchhändler bietet englischsprachige Bücher an, hat aber keine englische Version seiner Website. Was passiert?

Wenn englischsprachige Nutzer nach bestimmten Titeln suchen, zeigt Google in den AI Overviews zwar passende Ergebnisse – aber der Händler fehlt fast überall. In den wenigen Fällen, wo er aufgeführt ist, verweist der Link nicht auf seine Seite, sondern auf eine von Google automatisch übersetzte Version, also auf ein fremdes Sub-Domain-Konstrukt.

Ergebnis: 64 % weniger Erwähnungen in AI Overviews und ChatGPT, plus 36 % der Klicks landen auf Google Translate statt auf der eigentlichen Website.
Das ist der Albtraum jedes E-Commerce-Managers – und doch Alltag.


Übersetzung als neues SEO-Signal

Viele denken noch, Internationalisierung beschränke sich auf hreflang-Tags und lokalisierte Keywords. Aber diese Studie zeigt: KI-basierte Systeme sehen Übersetzung selbst als ein Signal für Autorität und Vertrauenswürdigkeit.

Man könnte sagen – Übersetzung ist das neue Backlink-Profil.
Nicht im klassischen Sinne, aber in ihrer Bedeutung für Sichtbarkeit.

Und dann wird es spannend: Ein sauber übersetztes, technisch korrekt strukturiertes Angebot ist für KI-Suchen wie ein klarer Leuchtturm im Sprachnebel. Besonders dann, wenn dieselben Inhalte konsistent gepflegt und intern verlinkt sind.


Was du konkret tun solltest

Wenn du eine mehrsprachige Zielgruppe ansprechen willst – oder wenn deine Kunden auch außerhalb des deutschsprachigen Raums suchen, lohnt es sich, sofort aktiv zu werden.

  1. Analyse:
    Prüfe, aus welchen Ländern deine Nutzer aktuell kommen. Tools wie Google Search Console zeigen dir, über welche Sprachversionen Impressionen entstehen.

  2. Übersetzungsstrategie:
    Entscheid dich für professionelle Übersetzung, nicht für automatische Browserlösungen. Sie erzeugen oft inkonsistente Begriffe, was KIs verwirrt.

  3. Technische Struktur:
    Nutze Subdomains oder Unterverzeichnisse mit sauber gepflegten hreflang-Tags.

  4. Inhaltliche Feinjustierung:
    Lokalisierte Keywords sind weiterhin wichtig – es genügt nicht, Texte einfach 1:1 zu übersetzen.

  5. Monitoring:
    Beobachte, in welchen Sprachen dein Content tatsächlich in AI Overviews oder SGE-Snippets erscheint. Das verändert sich stetig.

Ich habe in vielen Projekten erlebt, dass schon eine zweisprachige Umsetzung (z. B. Deutsch–Englisch) neue Marktsegmente öffnet, ohne neue Inhalte zu schreiben. KI behandelt diese Versionen wie frische, relevante Quellen.


Warum KI-Sichtbarkeit ein Zukunftsthema ist

Es geht hier nicht nur um SEO, sondern um den Zugang zum globalen Netz der nächsten Generation. Wenn Suchmaschinen nicht mehr nur Seiten indexieren, sondern Sprache verstehen und Ergebnisse synthetisieren, wird sprachliche Präsenz zum Hebel des algorithmischen Vertrauens.

Man kann sagen: Übersetzung ist nicht mehr Kür, sondern Pflicht – so wie Meta-Tags es vor zehn Jahren waren.

Marken, die warten, bis AI Search in weiteren Sprachen aktiv wird, werden in Zukunft womöglich gar nicht mehr auftauchen, wenn das Modell lernt, sie nie zu „sehen“.

Und das Verrückte: Selbst wenn du die beste Expertise hast, spielt das keine Rolle, wenn sie in der falschen Sprache verborgen bleibt.


Ein persönlicher Gedanke dazu

Ich erinnere mich an ein Start-up, an dem ich vor einiger Zeit mitgearbeitet habe. Wir hatten ein großartiges Produkt, aber alles war nur auf Deutsch verfügbar. Als wir schließlich eine englische und französische Version aufgesetzt haben, hat sich innerhalb weniger Monate der Traffic verdoppelt

Tom Brigl

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