gTLDs im SEO: Der Ranking Mythos platzt jetzt

Tom Brigl  –

Veröffentlicht:

22.11.2025,

Letzte Aktualisierung:

22.11.2025
Inhaltsverzeichnis

Google und die Wahrheit über Keyword-gTLDs im SEO – was wirklich zählt

In den letzten Jahren scheint es fast unendlich viele Domain-Endungen zu geben – nicht mehr nur die klassischen .com, .org und .net, sondern auch Varianten wie .music, .photography oder .shop. Ich erinnere mich noch gut an die Euphorie damals, als Marketer glaubten, dass solche neuen gTLDs (generic Top Level Domains) einen geheimen Ranking-Vorteil bei Google bringen könnten. Doch die Realität ist, wie so oft im SEO, ein gutes Stück komplexer – und gleichzeitig einfacher.

Was gTLDs eigentlich sind – und warum sie so beliebt wurden

Ein gTLD ist im Grunde jede Domain-Endung, die kein Länderkennzeichen enthält. .com steht klassisch für kommerzielle Seiten, .org galt lange als Synonym für gemeinnützige Organisationen, und ab 2013 zog ICANN die Schleusen auf – plötzlich konnte fast jede Branche oder Interessensgruppe ihre eigene Domain-Endung beantragen. So entstanden hunderte neue TLDs – von .lawyer über .blog bis hin zu .ninja.

Die Idee dahinter war charmant: Marken sollten sich stärker differenzieren, und Nutzer sollten schon in der URL erkennen, worum es geht. Wer etwa ein Musiklabel betreibt, greift intuitiv zur .music-Domain. Oder?

Nun, in der Theorie klingt das logisch. In der Praxis aber interessiert Google diese hübsche Differenzierung erstaunlich wenig.

Die Frage: Hat eine Keyword-gTLD wie .music einen SEO-Vorteil?

Ein Nutzer stellte genau diese Frage auf Reddit: Er wollte wissen, ob der Kauf einer .music-Domain irgendeinen Vorteil für das Ranking bringt. Die .com-Variante seines Wunschnamens war schon besetzt – also dachte er, vielleicht bietet .music ja wenigstens einen SEO-Bonus.

Die Antwort von John Mueller von Google war bemerkenswert klar:
„Es gibt absolut keinen SEO-Vorteil durch die Nutzung einer .music-Domain.“

Kurzer Satz, große Wirkung.

Was er damit meinte, geht tiefer als nur diese spezifische Endung – es betrifft die gesamte Logik, nach der Google Domains beurteilt. Und hier lohnt sich ein genauerer Blick.

Googles Sicht auf Domain-Endungen

Für Google spielt der Text hinter dem Punkt so gut wie keine Rolle, solange es sich um eine trustworthy Domain handelt – also keine Spam-Endung oder Massenmissbrauchstld. Eine .photography-Domain hat also die gleichen Rankingchancen wie eine .com oder .net-Domain, wenn der Inhalt, die Nutzererfahrung und die Signale drumherum stimmen.

Google unterscheidet TLDs nur dann aktiv, wenn sie geografisch relevant sind (.de, .fr, .uk etc.) oder wenn sie historisch stark mit Spam in Verbindung standen. In allen anderen Fällen gilt: Der Algorithmus ist (theoretisch) neutral.

Ich sage bewusst „theoretisch“, weil es subtile menschliche Einflüsse gibt, die man als SEO spürt, auch wenn Google sie nicht explizit einpreist.

Warum Menschen Domains anders wahrnehmen als Suchmaschinen

Das Spannende an dieser ganzen Diskussion ist – und das hat Mueller implizit angedeutet –, dass Google letztlich für Menschen optimiert, nicht für Maschinen.

SEO-Profis neigen aber dazu, in Ranking-Faktoren zu denken: Keywords, Signalstärke, Crawling-Tiefe. Dabei übersieht man leicht, dass Google selbst versucht, Nutzersignale wie Vertrauen, Klickverhalten oder Rückkehrwahrscheinlichkeiten („long clicks“) zu interpretieren – alles menschliche Indikatoren.

Hier wird es interessant: Auch wenn eine .music-Adresse für den Algorithmus neutral ist, kann sie für Menschen relevant wirken. Das heißt:
Ein gTLD kann indirekt SEO-Erfolge begünstigen, weil es das Nutzerverhalten positiv beeinflusst.

Aus meiner eigenen Erfahrung: Ich hatte früher mehrere Projekte auf unterschiedlichen Endungen – unter anderem .org, .net und einmal sogar .info. Die .org-Domain bekam auffällig schneller natürliche Verlinkungen, einfach weil Menschen sie für neutraler oder glaubwürdiger hielten. Die Links waren nicht „SEO-Tricks“, sondern organisch.

Das zeigt: Der menschliche Eindruck kann sich auf SEO auswirken – wenn auch durch die Hintertür.

Optimierung für Menschen – nicht für Algorithmen

Ich nenne das gern „Human Optimization“. Es klingt wie ein Marketing-Wortspiel, doch es beschreibt exakt das Kernprinzip moderner Suchmaschinenoptimierung. Denn wer für Menschen optimiert, optimiert automatisch auch für Google – nicht umgekehrt.

Wenn du also über die Domain-Endung nachdenkst, stell dir nicht die Frage, wie Google sie „bewertet“, sondern was sie beim Nutzer auslöst. Klingt sie glaubwürdig? Erinnert sich jemand leichter daran? Sendet sie eine klare Botschaft über dein Produkt oder deine Werte?

Beispiel:
Ein Onlineshop für handgemachte Gitarren mit der URL strings.music wird für Menschen emotional greifbarer als strings-online.com. Vielleicht klicken sie öfter, vielleicht bleiben sie länger – und genau das registriert Google als „qualitative Erfahrung“.

Kein direkter Rankingfaktor, aber ein indirekter Verstärker.

Das Missverständnis rund um „Relevanz“

Viele SEOs reden von „Relevanz“, meinen aber eigentlich „Google-Relevanz“. Doch Google selbst versucht seit Jahren, menschliche Relevanz zu modellieren – also zu verstehen, was Nutzer tatsächlich erwarten, wenn sie bestimmte Begriffe eingeben.

Hier prallen zwei Welten aufeinander: die semantisch-technische und die emotionale. Wer nur für die Maschine schreibt, übersieht, dass Relevanz bei Google nur dann entsteht, wenn Menschen sich wiederfinden.

Domain-Endungen wie .music, .shop oder .eco sind also keine Rankingfaktoren – aber sie tragen zur Gesamtwahrnehmung bei, und diese Wahrnehmung erzeugt Verhaltensmuster, die Google sehr wohl misst.

Spam-Domains: Die Ausnahme, bei der TLDs schaden

Natürlich gibt es Ausnahmen. Einige Domain-Endungen, meist extrem günstige Massen-TLDs, sind über die Jahre stark mit Spam in Verbindung gebracht worden (.xyz, .info, .click etc.).

Google ignoriert sie nicht automatisch, aber es gibt Daten, die zeigen, dass diese TLDs häufiger von Scammern oder Linkfarmen verwendet wurden. Entsprechend kann das Vertrauen – insbesondere bei Nutzern – leiden. Hierbei geht es weniger um algorithmische Sanktionen, sondern um Vertrauenspsychologie.

Ich erinnere mich an ein Testprojekt auf einer .info-Domain – rein inhaltlich hochwertig, sauber verlinkt, technisch perfekt. Trotzdem performte es schwächer, was ich damals nicht recht erklären konnte. Erst später merkte ich, dass viele Nutzer bei dieser Endung skeptisch waren. Kaum jemand klickte freiwillig auf eine .info in den Suchergebnissen.

Der Algorithmus spiegelt also das Verhalten wider, nicht die Syntax.

Der menschliche Faktor bei gTLDs: Emotion schlägt Keyword

Wenn Nutzer serendipität empfinden – also das Gefühl, dass eine Seite „passt“ –, dann interagieren sie anders. Das kann eine Branding-Strategie auf gTLD-Basis unterstützen.
Angenommen, du nutzt studio.music als Marke – dann erzeugt das automatisch Kontext. Es vermittelt Kompetenz innerhalb einer Nische. Menschen behalten solche Domains leichter im Gedächtnis.

Aber das lässt sich nicht pauschal als SEO-Vorteil übersetzen. Ich würde es eher als UX-Vorteil (User Experience) bezeichnen, der mittelbar Suchsignale verbessert.

Meine persönliche Faustregel

Wenn du eine gTLD nutzt, dann:
– tu es aus Markenüberzeugung, nicht aus Rankinghoffnung.
– prüfe, ob sie zu deiner Zielgruppe sprachlich und kulturell passt.
– kombiniere sie mit klarer Kommunikation auf der Website („offizielle Seite von …“), um Vertrauen zu verankern.

SEO belohnt Authentizität und Nutzerbindung – nicht die Wahl eines Domain-Suffix.

Warum „Optimizing for Humans“ heute wichtiger ist denn je

Ich beobachte, dass viele Marketingentscheidungen immer noch aus einem algorithmischen Reflex entstehen. Dabei weiß jeder, der länger in der Branche arbeitet: Google ist mittlerweile ein „User Intent“-System. Das bedeutet, dass fast alles, was du tust, vom Verhalten echter Menschen gespiegelt wird.

Ob Click-Through-Rates, Dwell-Time oder Wiederbesuche – alle Metriken sind letztlich Ausdruck menschlicher Resonanz.

Deshalb ist der Gedanke, Domain-Endungen bewusst als Teil der Markenidentität zu gestalten, durchaus klug – nur eben nicht im klassischen SEO-Sinn. Wenn dein Publikum sofort versteht, was du tust, oder Vertrauen fasst, dann sendest du stärkere soziale Signale.

Und ja, diese Signale führen langfristig zu besseren organischen Ergebnissen.

Die Lektion aus Muellers Antwort

Man könnte Muellers Satz – „Es gibt absolut

Tom Brigl

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