Googles KI Shoppingrevolution macht Einkaufen persönlicher denn je

Tom Brigl  –

Veröffentlicht:

15.11.2025,

Letzte Aktualisierung:

15.11.2025
Inhaltsverzeichnis

Googles neue KI-Einkaufsfunktionen: Shopping wird persönlicher, automatisierter und … etwas unheimlich intelligent

Einige der Ankündigungen von Google in den letzten Monaten wirken fast still, aber ihre Tragweite für Online-Shopping ist enorm. Gerade wurde ein ganzes Paket an KI-basierten Shopping-Tools ausgerollt – integriert in die klassische Google-Suche, aber auch in die Gemini-App, also Googles eigene KI-Plattform.

Was hier passiert, ist keine kosmetische Verbesserung – Google verwandelt seine Suchergebnisse mehr und mehr in ein interaktives, dialogbasiertes Einkaufs-Erlebnis. Während früher eine Produktsuche aus Stichwörtern, Preislisten und Filtern bestand, kannst du jetzt einfach mit der KI reden – so, wie du mit einer kompetenten Verkäuferin sprechen würdest.

Von Suchbegriffen zu Gesprächen: der neue AI Mode

Der neue AI Mode in der Suche kombiniert erstmals Googles Gemini-Modelle mit dem gigantischen Shopping Graph – einem künstlichen Netzwerk aus über 50 Milliarden Produkt-Einträgen. Diese Datenbank wird laut Google jede Stunde zwei Milliarden Mal aktualisiert, um ständig Preisänderungen, Lagerbestände und neue Produkte zu reflektieren.

Du kannst also künftig einfach schreiben oder sagen:
„Ich suche Turnschuhe mit gutem Halt fürs Trailrunning und einer nachhaltigen Sohle, aber nicht teurer als 150 Euro.“

Und die KI versteht dich. Statt unübersichtlicher Listen bekommst du eine strukturierte, visuelle Antwort – oft mit „shoppbaren“ Bildern, also direkt klickbaren Produktvorschlägen – oder tabellarisch angeordnete Vergleiche, in denen Material, Testergebnisse oder Inhaltsstoffe gegeneinanderstehen.

Was mich besonders fasziniert: Google verrät, dass diese neuen Suchanfragen im Schnitt 23 Mal länger sind als klassische Textsuchen. Das zeigt, wie natürlich viele Nutzer mit solchen Systemen umgehen – als würden sie sich tatsächlich beraten lassen.

Ich habe selbst erlebt, dass AI-gestützte Abfragen oft kreative Produktideen hervorbringen, die man über herkömmliche Filter nie gefunden hätte. Es ist, als würde der Einkaufsbummel und eine Chat-Konversation verschmelzen.

Ein Beispiel: Visuelle Vergleiche

Wenn du etwa nach einem bestimmten Hautpflegeprodukt suchst, kann die KI dir Bilder nebeneinander stellen und automatisch Zutaten, Texturen und Bewertungen vergleichen. Früher wäre das manuelle Recherchearbeit gewesen – jetzt fühlt es sich an wie ein digitaler Kosmetikberater, der alles in Sekunden zusammenführt.

Aus meiner Sicht ist das nicht nur eine Komfortfunktion. Es verändert die Nutzererwartung: Menschen wollen keine Ergebnisse mehr, sie wollen Antworten. Und diese Antworten sind jetzt visualisiert, kontextualisiert und dialogfähig.

Einkaufen mit Gemini: Die App wird zum persönlichen Einkaufsberater

Auch die separate Gemini-App erhält Zugriff auf den Shopping Graph. Das bedeutet, dass du künftig innerhalb einer Unterhaltung direkt in den „Einkaufsmodus“ wechseln kannst.

Angenommen, du planst ein neues Gaming-Setup: Du fragst Gemini nach Monitor-Empfehlungen unter 300 Euro, bekommst Vergleichstabellen angezeigt, kannst nach Bewertungen filtern – und siehst am Ende direkt, wo du das Gerät kaufen kannst.

Ich finde, hier zeigt sich Googles eigentliche Strategie: Suchmaschine, Shopverzeichnis und Assistent verschmelzen. Die Grenze zwischen Suchen und Handeln verschwimmt fast völlig.

Bisher ist das Feature allerdings nur für Nutzer in den USA freigeschaltet, die über ein privates Konto und ein Mindestalter von 18 Jahren verfügen. Aber seien wir ehrlich – internationale Rollouts sind bei Google meist nur eine Frage von Monaten.

Agentic Checkout: Der Assistent kauft für dich ein

Ein besonders spannendes – und auch leicht beunruhigendes – Feature heißt Agentic Checkout.

Das Prinzip: Du sagst Google, was du möchtest, legst dein Preislimit fest, und wenn ein Händler die Bedingungen erfüllt, übernimmt die KI den Rest. Sie informiert dich, wenn der Preis fällt, füllt Bestellformular und Zahlungsdaten automatisch aus und kann – nach deiner Bestätigung – den Kauf abschließen. Das Ganze wird über Google Pay abgewickelt.

Theoretisch könnte man also sagen: „Such mir eine KitchenAid in Rot, unter 250 Dollar, und bestell sie, sobald das Angebot passt.“
Und Google erledigt das – automatisiert, sicherheitsgeprüft und angeblich vollkommen transparent.

Klar, das schreit nach Datenschutzfragen. Aber der technische Unterbau basiert auf zwei Bereichen, in denen Google Erfahrung hat: dem Shopping Graph (also den geprüften Produktdaten der Händler) und dem eigenen Payments‑System. Laut Unternehmen bleibt die Zahlungsinformation verschlüsselt und geheim.

Zum Start nehmen große Partner teil – unter anderem Wayfair, Chewy, Quince sowie ausgewählte Shopify‑Shops. Doch das Netz dürfte bald wachsen.

Aus Marketingsicht ist das ein Gamechanger: Google als letzter Schritt im Conversion-Funnel. Wenn die Suchmaschine den Kauf selbst abwickelt, reduziert sich der Einfluss klassischer Online‑Shops erheblich. Ihre Aufgabe wandelt sich mehr zum Datenlieferanten für Google.

Ein neuer Helfer: KI ruft für dich im Laden an

Ein Feature, das eher nach Sci-Fi klingt, ist das AI‑gestützte Anrufen von lokalen Geschäften.
Sagen wir, du suchst nach „Fahrradgeschäften in der Nähe mit E‑Bikes unter 1000 Euro“. In manchen Fällen erscheint dann ein Button „Let Google Call“.

Tippt man darauf, ruft Googles System – auf Basis der bekannten Duplex‑Technologie – selbst in verschiedenen Läden an. Es fragt, ob das gewünschte Modell auf Lager ist, und sendet dir anschließend eine Zusammenfassung per E‑Mail oder SMS.

Laut Google werden Händler dabei sensibel behandelt: Die AI weiß genau, wie oft sie pro Standort anrufen darf, und welche Informationen wirklich relevant sind. Trotzdem fühlt es sich ein wenig ungewohnt an – irgendwo zwischen erstaunlich praktisch und leicht unheimlich.

Ich stelle mir vor, wie kleine Händler künftig Anrufe von „Google Assistant“ erhalten, die Preise oder Verfügbarkeiten abfragen. Für sie wird es entscheidend, ihre Daten korrekt gepflegt zu halten – sonst spricht die KI falsche Empfehlungen aus.

Wieder zeigt sich: Auch lokale Suchanfragen werden agentischer, also durch KI‑Agenten ausgeführt statt durch den Menschen selbst.

Was das für Marketing und Handel bedeutet

Für Shops, Agenturen und Marketer sind diese Neuerungen ein Signal: Der Kampf um Aufmerksamkeit verschiebt sich.
Statt dass Nutzer deine Website besuchen, bleiben sie zunehmend in Googles Umgebung – in visuellen Grids, im Gemini‑Chat, im AI‑Mode oder sogar im automatisierten Kaufprozess.

Das bedeutet:

  • Produktfeeds müssen exakter, vollständiger und ständig gepflegt sein.
  • Preisinformationen und Verfügbarkeiten müssen immer aktuell sein, sonst blendet dich die KI einfach aus.
  • Google Pay‑Integration und gute Bewertungen werden wichtiger als aufwändig designte Online‑Shops.

Man könnte sagen, die klassische „Customer Journey“ verschiebt sich: Nicht mehr der Nutzer besucht dich, sondern deine Daten besuchen Google.

Ein Blick in die Zukunft

Google lässt durchblicken, dass das aktuelle Rollout nur der Anfang ist.

  • Der Agentic Checkout soll bald für mehr Händler geöffnet werden – Voraussetzung ist lediglich, dass deren Shops „Guest Checkout“ oder Google Pay unterstützen.
  • Das AI‑Calling‑Feature bleibt vorerst auf bestimmte Produktkategorien begrenzt (etwa Elektronik, Möbel oder Autozubehör), soll aber Schritt für Schritt erweitert werden.

Internationale Märkte stehen ebenfalls auf der Agenda, auch wenn Google noch kein Datum nennt. Aber ehrlich gesagt: Wenn die Tests in den USA gut laufen, dürfte Europa bald folgen.

Ich selbst frage mich, wie stark diese Entwicklung unser Konsumverhalten verändern wird. Schon jetzt wirkt der Einkauf in Googles Ökosystem nahtloser und bequemer als bei den meisten Online‑Shops – und das ist gefährlich für alle, die nicht direkt über Google gefunden werden oder deren Kataloge unvollständig sind.

Zwischen Komfort und Kontrolle

Ich finde diese Entwicklung doppelt faszinierend. Auf der einen Seite macht sie unser Leben einfacher. Niemand muss mehr zehn Tabs öffnen, Rezensionen lesen und Preise vergleichen – die KI erledigt das. Auf der anderen Seite gibt man ein Stück Kontrolle ab: Die Entscheidung, welche Produkte angezeigt oder priorisiert werden, liegt in den Händen eines Algorithmus, dessen Logik nicht transparent ist.

Vielleicht führt das zu einer neuen Kompetenz, die wir alle lernen müssen – die Kunst, gute


Tom Brigl

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