Wenn du dich dieser Tage mit SEO beschäftigst, kommst du an dem Dezember-Update von Google nicht vorbei. Es ist die dritte große Kernaktualisierung des Jahres – und die Reaktionen schwanken wie üblich zwischen nüchterner Analyse und vorweihnachtlicher Aufregung. Ich habe mir die wichtigsten Punkte angesehen und versucht, sie etwas greifbarer zu machen: was wirklich passiert, warum das relevant für dich ist und welche kleineren Neuerungen drumherum vielleicht größer wirken, als sie auf den ersten Blick scheinen.
Was das Dezember-Core-Update bedeutet
Google hat am 11. Dezember 2025 ein weiteres breites Core-Update gestartet. Das Rollout soll ungefähr drei Wochen dauern. Solche Core-Updates sind keine gezielten Eingriffe, sondern eine umfassende Neubewertung der gesamten Indexlandschaft. Man könnte sagen: Google mischt die Karten neu und überprüft, welche Seiten in welchem Themengebiet gerade den besten Job machen.
Wenn du in den nächsten Tagen oder Wochen starke Ausschläge siehst – nach oben oder unten –, ist das die wahrscheinlichste Ursache. Es lohnt sich aber, die eigene Reaktion kurz zu bremsen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Schwankungen sich erst nach ein paar Tagen einpendeln. In dieser Zeit ist Beobachtung wichtiger als Aktionismus: notiere, wann genau die Veränderungen einsetzen, vergleiche mit vergangenen Updates (März, Juni) und prüfe, welche Seitentypen betroffen sind.
Interessant ist der Zeitpunkt, an dem Google wenige Tage vorher seine Dokumentation überarbeitet hat. Darin wird erklärt, dass kleinere Core-Anpassungen permanent laufen. Das große Dezember-Update sitzt also auf einer ständig in Bewegung befindlichen Basis – eine Art sichtbarer Wellenkamm über einem ruhigen, aber stetigen Strom.
Die langfristige Richtung
Das Muster bleibt klar: Google zielt weiter darauf, Content zu fördern, der echte Expertise, eindeutigen Zweck und konkreten Nutzen zeigt. Was oberflächlich wirkt oder nur Wiederholungen enthält, wird auf Dauer verlieren. Besonders spannend finde ich, dass Google nun auch offiziell anerkennt, dass Verbesserungen außerhalb eines Updates greifen können. Qualitätsarbeit kann also jederzeit belohnt werden, nicht nur an diesen „magischen“ Terminen.
Der Blick aus der Praxis
In sozialen Medien war die Stimmung gemischt: von sarkastischen „Weihnachtsgeschenken“ bis zu vorsichtigen Hoffnungen, dass menschlich geschriebene Texte wieder mehr Sichtbarkeit bekommen. Kollegen haben angemerkt, dass sich die Core-Updates 2025 nahtlos in Googles generelle AI-Offensive einreihen – als Teil eines größeren Ökosystems, in dem maschinelle und redaktionelle Signale zusammenfließen. Auch die spürbare Datenträgheit der Search Console erklärte sich nachträglich: sie hing wohl mit den internen Umstellungen zusammen.
Kleinere Core-Updates laufen ständig
Was auf den ersten Blick wie eine Randnotiz wirkte, ist vielleicht die eigentliche Neuigkeit: Google schreibt nun schwarz auf weiß, dass kleinere Core-Updates kontinuierlich im Hintergrund stattfinden. Viele hätten das geahnt, jetzt ist es offiziell.
Für dich bedeutet das: Warten auf „das nächste große Update“ ist keine sinnvolle Strategie mehr. Wenn du Inhalte verbesserst, Strukturen vereinfachst oder Texte aktualisierst, kann das jederzeit zu einer Neubewertung führen. Diese Einsicht verändert, wie man SEO-Maßnahmen plant: weniger in Kampagnen denken, mehr in Prozessen. Verbesserungen kontinuierlich testen – und vor allem: konsequent dokumentieren, damit du weißt, wann welcher Effekt eingetreten ist.
Ein ehemaliger Googler meinte dazu sinngemäß: Google hat die Infrastruktur inzwischen so weit automatisiert, dass die klassischen Wellen nicht mehr nötig sind. Core-Updates werden eher zu Etappenpunkten in einem fließenden System.
Bevorzugte Quellen in den Top Stories
Parallel dazu hat Google die Funktion der Preferred Sources global für englischsprachige Nutzer ausgerollt. Damit können User angeben, welche Medien sie häufiger in Nachrichtenboxen wie „Top Stories“ sehen möchten. Rund 90.000 unterschiedliche Publikationen wurden bisher markiert – von lokalen Blogs bis hin zu internationalen Portalen.
Das klingt zunächst nach einem Reader-Gimmick, hat aber für Publisher praktische Relevanz. Wer regelmäßig aktuelle Inhalte liefert, kann so eine Art Mini-Abonnementsystem innerhalb der Google-Oberfläche anstoßen. Nutzer, die dich einmal bevorzugt haben, klicken laut Google doppelt so häufig auf deine Artikel. Das ist nicht weit entfernt von einer persönlichen Startseiten-Empfehlung.
Du könntest auf der Website oder im Newsletter erklären, wie Leser dich als bevorzugte Quelle hinzufügen können. So wie man früher um Newsletter-Abos gebeten hat, könnte man nun „Werd’ unser Preferred Source“ sagen. Der Unterton: Vertrauen, nicht nur Traffic.
Was SEO-Strategen daraus lernen könnten? Sichtbarkeit hängt künftig stärker davon ab, eine loyale Leserschaft im Google-Kosmos aufzubauen. Nicht jeder Klick zählt, sondern wer sich bewusst für dich entscheidet.
Reaktionen aus der Szene
Einige Marketer sehen darin eine logische Entwicklung – Menschen konsumieren ohnehin bevorzugt Informationen von Marken, denen sie trauen. Die Funktion macht diesen Bias nur sichtbarer. Sie ist also weniger ein Rankingfaktor, mehr ein verstärkender Spiegel menschlichen Verhaltens. Trotzdem kann man sie strategisch nutzen: als Messgröße für Markenbekanntheit und Bindung innerhalb der Google-Welt.
Soziale Daten in der Search Console
Eine weitere experimentelle Funktion sorgt derzeit für Aufsehen: Social Channel Insights in der Search Console. Damit testet Google, ob sich Leistungsdaten von Website und verknüpften Social Profiles zusammen auswerten lassen. Wer im Test ist, sieht für jedes automatisch erkannte Profil Klicks, Impressionen, Top-Queries und Zielmärkte.
Das klingt trivial, hat aber Charme. Endlich lässt sich prüfen, wie stark Suchanfragen direkt auf deine Social-Auftritte verweisen – und welche Beiträge dort besonders sichtbar sind. Viele Agenturen jonglieren heute mit separaten Reports aus Meta, LinkedIn, YouTube und der Search Console; hier könnte alles an einem Ort zusammenlaufen.
Noch ist das Feld klein. Nur ausgesuchte Properties bekommen das Feature, und man kann keine Profile manuell hinzufügen. Aber es zeigt die Richtung: Google möchte, dass wir den Zusammenhang zwischen SEO, Social und Markenwahrnehmung besser verstehen. Langfristig könnten daraus hybride Metriken entstehen – etwa wie oft ein TikTok-Clip über eine Suchanfrage gefunden wird oder wie Social Signals indirekt Suchinteresse erzeugen.
Fragen und erste Einschätzungen
In den Reaktionen auf LinkedIn wurden zwei Dinge betont: erstens die Freude über eine gemeinsame Sicht auf Website- und Social-Daten, zweitens der Wunsch, ähnliche Einblicke auch für AI-Overviews oder andere neue Sucherlebnisse zu bekommen. Kritischer war die Frage, ob nur Google-eigene Plattformen berücksichtigt werden oder ob auch LinkedIn, Instagram & Co. eingebunden werden.
Egal, wie das ausgeht: Wenn man Social Content ohnehin suchoptimiert plant, könnte dieser Report der erste Versuch sein, Suchverhalten und Social Storytelling zu verheiraten.
Kernidee: Zwei Geschwindigkeiten des Wandels
Der rote Faden dieser Woche ist Geschwindigkeit – eigentlich zwei davon. Auf der einen Seite das sichtbare, plötzliche Core-Update, das Rankings durcheinanderwirbelt. Auf der anderen Seite die stillen, stetigen Veränderungen: dauerhafte Mini-Updates, Nutzer, die aktiv ihre bevorzugten Quellen wählen, und Tools, die Website- und Social-Welt zusammenschmelzen lassen.
Wenn ich eines daraus mitnehme, dann dies: SEO ist kein Sprint von Update zu Update mehr, sondern ein Kreislauf aus Beobachten, Verbessern, Lernen. Die Zielmarke verschiebt sich ununterbrochen. Du musst also nicht perfekt reagieren, sondern anpassungsfähig bleiben. Dokumentiere deine Schritte, prüfe regelmäßig, was sich wann bewegt, und halte den Dialog mit deiner Community aufrecht – sie entscheidet zunehmend mit, wer in ihren Feeds und Story-Boxen vorkommt.
Praktische Konsequenzen
- Markiere in Analytics den Start des Core-Updates und vergleiche Bewegungen mit älteren Zeiträumen.
- Plane Content-Optimierungen als laufenden Prozess, nicht als Reaktion auf Rankings.
- Ermutige Leser, dich als bevorzugte Quelle zu wählen – ein kleiner, aber stabiler Traffic-Strom kann daraus erwachsen.
- Behalte die Search Console im Blick, falls Social Insights aktiviert werden – dort steckt ein unbezahlbarer Blick auf Markenwahrnehmung.














