Manchmal überrascht selbst die Marketingwelt einen mit Wendungen, die keiner so schnell kommen sah. Als Adobe die Übernahme von Semrush bekanntgab, war das einer dieser Momente. Zwischen Begeisterung und Skepsis lag in den Reaktionen der SEO-Szene eine greifbare Spannung – irgendwo zwischen „Wow!“ und „Was bedeutet das jetzt für uns?“
Ich erinnere mich noch, wie ich beim ersten Lesen dachte: Das ist nicht einfach nur eine wirtschaftliche Transaktion. Das ist ein Zeichen für eine neue Phase im digitalen Marketing – eine, in der Daten, KI und Nutzerverständnis endgültig zusammenfließen. Also, lass uns die Reaktionen, Hintergedanken und möglichen Folgen etwas persönlicher beleuchten.
Ein Donnerschlag in der SEO-Welt
Viele aus der Community sprachen von einem Meilenstein. Adobe, der Riese der Kreativ- und Analyse-Tools, schluckt eines der wichtigsten SEO-Unternehmen: das hat Gewicht. Und es passiert in einer Zeit, in der sich alles rund um Künstliche Intelligenz neu sortiert. Suchmaschinen werden von KI-gestützten Modellen umgewälzt, Marketingteams versuchen, den Überblick zu behalten, und genau hier betritt Adobe die Bühne.
Für viele bedeutet das: SEO wird nicht kleiner, sondern strategischer. Die Nachfrage nach Datenpräzision, Marktanalysen und Insights wächst – und genau das können Plattformen wie Semrush liefern. Das Timing wirkt also weniger zufällig und mehr wie ein süchtig machend kluger Schachzug.
Zwischen Vision und Praxis
Einige Analysten und SEOs haben die Angst, Adobe könnte Semrush zu sehr Richtung Enterprise schieben. Cyrus Shepard – selbst eine bekannte Stimme im SEO – merkte an, dass Adobes Tools historisch auf größere Unternehmen zielen. Seine Einschätzung: Wenn Semrush künftig stärker auf Enterprise-Kunden ausgerichtet wird, könnte das eine offene Tür für Konkurrenten wie Ahrefs sein.
Ahrefs gilt schon lange als das agile Gegenstück: schnell, datentiefer, weniger komplex in Lizenz und Preis. Sollte Adobe also Semrush stärker in die Welt der Großkonzerne einbetten, wäre das vielleicht die Chance, auf die kleinere Anbieter gewartet haben.
Andererseits: Adobe verdient längst nicht nur mit Großkunden. Hinter Photoshop, Premiere und Co. steht auch eine riesige Basis aus Selbstständigen, Freelancern, Designern – Menschen, die monatlich zahlen und genau diese Flexibilität schätzen. Vielleicht sieht Adobe also in Semrush die perfekte Brücke zwischen den Märkten: ein Tool für Profis, aber erreichbar wie ein Abo.
Was dieser Deal wirklich symbolisiert
Seth Besmertnik, der CEO von Conductor, brachte es schön auf den Punkt: Diese Übernahme sei ein „Validierungsmoment“ für die gesamte SEO-Branche. Lange galt SEO für Tech-Giganten als etwas „Ergänzendes“, nie als Kernfunktion. Jetzt wird klar: Wer digitale Sichtbarkeit wirklich kontrollieren will, braucht nicht nur Werbetools, sondern auch nachhaltige Daten aus der organischen Suche.
Dass Adobe dafür bereit ist, Milliarden zu zahlen, ist mehr als nur ein Investment – es ist eine Art Ritterschlag. Endlich wird anerkannt, dass organische Strategien und Inhalte langfristig nicht nur günstiger, sondern stabiler sind als kurzfristige Ad-Kampagnen. Viele Kolleginnen und Kollegen sahen darin auch ein Zeichen, dass SEO nicht „stirbt“ im Zeitalter von KI, sondern sich weiterentwickelt.
Besmertnik sprach auch etwas an, das mich seit Monaten beschäftigt: Diese neue Ära im Such- und Marketingumfeld wird nicht von alten Systemen geprägt sein. Seine Worte klangen fast wie eine Warnung – wer nicht KI-nativ denkt, bleibt zurück. In diesem Punkt stimme ich ihm hundertprozentig zu. Künstliche Intelligenz verändert das Datenverständnis, die Art der Recherchen, ja sogar, wie Inhalte gefunden werden. Und genau hier könnte Adobe viel bewegen.
SEO als Basis im KI-Zeitalter
Du kennst das sicher: Früher haben wir Rankings gemessen, heute analysieren wir, wie Inhalte in KI-Antworten auftauchen. Die Anpassungsfähigkeit wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Wenn Adobe nun die Semrush-Daten und -Strukturen mit seinen KI-Fähigkeiten verschmilzt, kann daraus ein neues Verständnis von Suchoptimierung entstehen – ein Zusammenspiel aus Nutzerintention, maschinellem Lernen und Content-Design.
Und es wäre nicht das erste Mal, dass Adobe genau diese Brücke schlägt zwischen Kreativität und Analyse. Ich glaube, viele unterschätzen, wie weit deren Datenökosystem schon ist. Für Marken, die ihre Performance nicht nur messen, sondern aktiv vormodellieren wollen, ist das eine fast logische Fortsetzung.
Reaktionen zwischen Euphorie und Skepsis
Natürlich war nicht jede Stimme begeistert. In den sozialen Netzwerken mischten sich die Glückwünsche mit kritischen Kommentaren. Manche sahen in Adobe eine Bedrohung für das unabhängige, zugängliche Semrush-Modell, andere befürchteten steigende Preise oder eine übertriebene Integration in Adobes Creative Cloud.
Aber wer sich an frühere Übernahmen erinnert – wie Adobe Marketo oder Figma integrierte – weiß, dass sie oft ziemlich behutsam vorgehen. Manchmal zu langsam, würde manch einer sagen, aber selten zerstörerisch. Ich vermute, sie werden Semrush erst einmal parallel laufen lassen, beobachten, lernen, integrieren. Das ist typisch Adobe: Stabilität vor Revolution.
Besonders spannend fand ich, wie viele Profis die Nachricht mit „Endlich!“ kommentierten. Für viele war es längst überfällig, dass einer der Großen die Bedeutung von SEO so sichtbar anerkennt. Du merkst, da steckt fast eine Art Stolz in der Branche – unser Feld wird endlich auf die große Unternehmensbühne geholt.
Was das für den Markt bedeutet
Wenn man ein bisschen tiefer denkt, eröffnet diese Übernahme mehrere Szenarien. Zwei davon halte ich für besonders wahrscheinlich:
1. Eine Zweiteilung des Marktes
SEO-Tools könnten sich klarer aufspalten: Enterprise vs. Mittelstand. Adobe/Semrush würde die großen Unternehmen bedienen, die komplexe Integrationen brauchen. Kleinere Player wie Ahrefs oder SERPrecon bleiben näher am Alltagsnutzer – agiler, einfacher, weniger kostenintensiv. Das klingt fast nach der alten Adobe-Affinity-Geschichte im Designbereich.
2. SEO wird endgültig zur Strategiefrage
Früher dachten viele, SEO sei technische Pflicht – heute ist es Teil eines viel größeren Bildes. Diese Übernahme zeigt, dass es nicht mehr nur um Rankings geht, sondern um Ganzheitlichkeit: Daten, Nutzerpfade, Conversion-Strukturen. Genau da spielt Adobe schon seit Jahren. Kombiniert mit Semrush’ Keyword-Datenbank und Traffic-Insights könnte sich das zu einem sehr mächtigen Analyse-Ökosystem entwickeln.
KI, Daten und die neue Verantwortung der SEOs
Ein Gedanke lässt mich seit dieser Nachricht nicht los: Mit jeder Integration von KI in Marketingplattformen verändert sich auch unsere Verantwortung. Früher war SEO reaktiv – man optimierte, was da war. Jetzt müssen wir antizipieren, was Algorithmen wollen werden. Diese Vorausschau braucht Datenkompetenz, nicht nur Kreativität.
Adobe wird hier vermutlich viel automatisieren – vielleicht zu viel. Aber genau darin liegt für SEOs eine Chance: Die Tiefe im Verständnis von Suchintentionen, semantischen Beziehungen und technischer Infrastruktur wird wieder wertvoller. KI generiert Vorschläge, wir liefern Strategie.
Spannend finde ich den kulturellen Aspekt
Semrush war immer sehr Community-nah, mit einem klaren Fokus auf Bildung, Transparenz und Austausch. Adobe dagegen ist eher das Inhouse-Kraftwerk – solide, geschlossen, professionell. Die Herausforderung wird darin liegen, diese zwei Kulturen zu verbinden. Sollte das gelingen, entsteht ein Ökosystem, das sowohl offen als auch leistungsstark ist. Misslingt das, verlieren sie den Kern ihres Erfolgs: die Nähe zur Praxis.
Was viele jetzt besonders interessiert
Wird Semrush teurer? Nun, wahrscheinlich ja, aber nicht sofort. Adobes Strategie ist oft, mehrere Preisstufen anzubieten: Einstieg, Business, Enterprise. Wenn du mich fragst, könnte das sogar neue Mittelwege schaffen – abgespeckte Versionen für kleinere Agenturen, während Enterprise-Kunden Premiumzugänge bekommen.
Wird Semrush eigenständig bleiben?














